Burgstelle Stahleck

Herren von Stahleck

Mit einem Ritter Konrad von Stahleck, der 1254 als Zeuge in einer Urkunde Graf Ulrichs von Württemberg genannt wird, könnte ein erster Burgherr überliefert sein, der hier auf der kleinen Burg über dem Zellertal seinen Sitz hatte, wenn auch dessen eindeutige Zuordnung in der Wissenschaft umstritten ist. 1304 war dann eine Angehörige der Stahlecker Familie Nonne im Kloster Offenhausen und 1322 erscheint mit Dietrich von Stahleck letztmalig ein Vertreter der Familie, bei der es sich um ritterliche Lehensleute der Herren von Greifenstein gehandelt haben dürfte. Burg Stahleck wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut und bis ungefähr zur Mitte des 14. Jahrhunderts bewohnt . Möglicherweise wurde sie im Reichskrieg 1311 zusammen mit den Greifensteiner Burgen zerstört. Archäologische Ausgrabungen erbrachten jedenfalls Hinweise auf mehrere Bauphasen. Endgültig aufgegeben wurde die Burg um die Mitte des 14. Jahrhunderts, wahrscheinlich als Folge einer verheerenden Brandkatastrophe.

Burg Stahleck liegt auf einem steilen Burgfelsen hoch über dem Zellertal. Gegen die Hochfläche wurde sie durch einen heute stark verfüllten, abgewinkelten Burggraben geschützt. Hinter diesem lässt sich ein steindurchsetzter Schuttwall erkennen. Die Kernburg ist rund 22 x 25 m groß, ihre auffallend ebene Fläche verdankt sie späteren Planierungen. Spuren der Innenbebauung sind obertägig kaum noch erkennbar. Nur vereinzelt lassen sich undeutliche Relikte von Mauerzügen im Untergrund ausmachen.

Plan der ergrabenen und obertägig erkennbaren archäologischen Befunde auf Burg Stahleck

Ein repräsentatives Burggebäude

Im Zuge archäologischer Ausgrabungen gelang es im Sommer und Herbst 2021, an mehreren Stellen im Kernburgareal Reste von Fundamentmauerwerk eines rund 10 x 10 m messenden Gebäudes zu erfassen, bei dem es sich wohl um den Wohnbau des Burgherren handelte. Dieses war im Untergeschoss durch einen Zwischenmauerzug in zwei separate Räume unterteilt. Im Obergeschoss dürften sich Schlafräume und eine repräsentative Stube befunden haben, welche mit einem Kachelofen beheizt wurde. Von diesem zeugen mehrere Becherkacheln des 13. Jahrhunderts. Kompakte Versturzschichten mittelalterlicher Hohlziegel bezeugen die hochwertige Dachdeckung des Stahlecker Burggebäudes. Umgeben war die Kernburg von einer starken Umfassungsmauer, deren Reste archäologisch freigelegt wurden. Das Burgtor dürfte im Süden gelegen haben.

Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck im Sommer 2021

Eine Brandkatastrophe des 14. Jahrhunderts

Im Vorfeld des Grabens zeichnet sich ein größeres Vorburgareal ab, welches einst zur Aufnahme von Wirtschaftsgebäuden und ökonomischen Strukturen verschiedener Art diente. Die archäologischen Befunde belegen mindestens ein größeres, in Fachwerkbauweise errichtetes Gebäude des Spätmittelalters in diesem Areal. Der zweistöckige Bau beherbergte Lager- beziehungsweise Vorratsräume im Untergeschoss und verfügte im ersten Stock über eine komfortable Stube, die mittels eines Kachelofens beheizt wurde. Dieser dürfte von einem benachbarten Küchenraum aus befeuert worden sein, sodass der eigentliche Wohnraum rauchfrei blieb. Dieser Ofenstandort war um die Mitte des 14. Jahrhunderts Ausgangspunkt beziehungsweise Zentrum einer verheerenden Brandkatastrophe, dem dieses Gebäude zum Opfer fiel. Bis über 1000 C° erhitzte, an Ort und Stelle verstürzte Brandlehmschichten zeugen von diesem Ereignis.

Rötlich verfärbte, kompakte Brandlehmschicht auf Burg Stahleck sowie einzelnes Brandlehmfragment mit dem eingebackenen Stück einer Ofenkachel

Tierhaltung und herrschaftliche Jagd

Zahlreiche im Zuge der Ausgrabungen geborgene Tierknochen zeugen von einer intensiven Tierhaltung auf Burg Stahleck, darunter Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel. Der ritterlichen Kampfesweise zu Pferde, aber auch der Mobilität im allgemeinen, sind Pferdeknochen sowie eiserne Hufeisen, Trensenteile und Hufnägel zuzuordnen. Das Fragment des Deichselbeschlags eines größeren Wagens lässt an das Verkehrsaufkommen auf der nicht weit entfernt gelegenen alten Steige durch das Zellertal denken. Von einer intensiven Jagdpraxis der adeligen Herren auf Burg Stahleck zeugen dagegen zahlreiche Wildtierknochen. Feld- und Weidewirtschaft wurde wohl innerhalb der ausgedehnten Rodungsinsel betrieben, die sich um den heutigen Stahlecker Hof erstreckt.

Typische Fundstücke mittelalterlicher Pferdehaltung: Fragmente einer Ringtrense und eines Hufeisen des 13. Jahrhunderts von Burg Stahleck

Rekonstruktionsversuch der Burg Stahleck um 1300

Die hier gezeigten Inhalte sind Teil der Ausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“