Archäologie und Geschichte der edelfreien Herren von Greifenstein im oberen Echaztal
Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer?
Archäologie und Geschichte der edelfreien Herren von Greifenstein im oberen Echaztal
Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer?
Archäologie und Geschichte der edelfreien Herren von Greifenstein im oberen Echaztal
Montag, 23.12.2024
Eine Expertenrunde auf Schloss Lichtenstein…
…und ein erfolgreiches Projekt-Jahr 2024
Dieses Jahr stand ganz im Zeichen unserer Ausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“, mit dem wir unsere Forschungen erstmalig einem größeren Publikum in anschaulicher und lebendiger Weise präsentieren durften. Zwischenzeitlich läuft die Forschungsarbeit im Hintergrund aber auf Hochtouren weiter. Für alle Interessierten sollen im kommenden Jahr erste ausführlichere Publikationen zur Greifensteiner Geschichte und den bisherigen archäologischen Ausgrabungen im Echaztal verfügbar sein.
Anfang Dezember fand sich eine Expertenrunde bestehend aus Mitarbeitern der Universität Tübingen, Vertretern von Kreis- und Stadtarchiven sowie diversen freiberuflichen Kolleginnen und Kollegen aus Archäologie und Geschichtswissenschaft im Rahmen eines Workshops des Tübinger Sonderforschungsbereichs RessourcenKulturen auf Schloss Lichtenstein zusammen. Hierbei wurden aus interdisziplinärer Perspektive heraus die komplexen Wechselwirkungen zwischen der mittelalterlichen Herrschaft Greifenstein, den Pfalzgrafen von Tübingen und der im 13. Jahrhundert aufstrebenden Reichsstadt Reutlingen diskutiert.
Und wie mag denn eigentlich das Weihnachtsgebäck der Greifensteiner damals ausgesehen haben???
Eine (nicht ganz so wissenschaftliche) Interpretation möchten wir dem Kreise unserer Unterstützer im letzten Beitrag diesen Jahres nicht vorenthalten!
Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück!
Dezember 2024: Expertenrunde auf Schloss Lichtenstein – ein ganz herzlicher Dank gilt der herzoglichen Familie von Urach und der Schlossverwaltung für die Gastfreundschaft und die Bereitstellung der Räumlichkeiten! (Foto: Christian Kübler)
Eine vergessene Burg auf dem Burgstein!
Jüngst wurde im Rahmen unseres Projekts eine ausführliche Masterarbeit von Tim Unland zur Auswertung der zuletzt durchgeführten Ausgrabungen auf dem Burgstein bei Holzelfingen vorgelegt. In diesem Zuge konnte die Zeitstellung der lange umstrittenen Anlage erstmals konkreter eingegrenzt und sogar einige Rückschlüsse auf die Ausgestaltung des mittelalterlichen Adelssitzes zur Diskussion gestellt werden. Es dürfte sich dabei um die älteste bislang nachweisbare Burganlage des oberen Echaztals handeln. Die spannenden Ergebnisse sollen – ebenso wie die parallel voranschreitende Auswertung der Grabungsergebnisse von Burg Stahleck – zeitnah im Rahmen eines ersten „Burgenbands“ zum Greifensteinprojekt vorgelegt werden. Man darf gespannt sein!
Einst Standort eines mittelalterlichen Adelssitzes – der Burgstein bei Holzelfingen (Foto: Rainer Hipp; https://www.unsere-burgen.de/burgstein)
Ausstellungsprojekt „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“
Dieses Jahr stand ganz im Zeichen unserer Ausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“, mit der wir unsere Forschungen erstmalig einem größeren Publikum in anschaulicher und lebendiger Weise präsentieren durften. Ein ganz herzlicher Dank gilt an dieser Stelle nochmals all denjenigen, die mit viel ehrenamtlichem Engagement zum Gelingen der begleitenden Ausstellungseröffnung mit „Lebendiger Geschichte“ im Pfullinger Schlösslespark beigetragen haben. Der enorme Ansturm an interessiertem Publikum, die große Begeisterung und die fast unendlich erscheinenden interessierten Fragen an diesem Wochenende hatten alle Beteiligten gleichermaßen überrascht und begeistert. Deutlich wurde jedenfalls, dass wir mit unserer Projektarbeit auf dem richtigen Weg sind und das Thema Burgen und Adel im Echaztal auf großes Interesse stößt!
Ausstellungsraum im Pfullinger Schlössle
Ausstellungseröffnung mit Lagerleben des 13. Jahrhunderts im Pfullinger Schlösslespark (Foto: Victor Brigola)
Geruhsame und besinnliche Feiertage!
Wir wünschen allen Beteiligten, Unterstützern und Interessenten des Greifensteinprojekts geruhsame und besinnliche Feiertage, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Übrigens…
Im Rahmen unseres Partnerprojekts, dass sich mit der Erforschung der Echaz beziehungsweise den mit dieser zusammenhängenden Nutzungsformen über die Jahrhunderte befasst, entstand ein weiterer schöner kleiner Film mit Eindrücken vom diesjährigen Event in Pfullingen.
In Pfullingen bot das Teilprojekt „Lokale Pfade zur Fluvialen Anthroposphäre an Echaz (Rhein) und Eger (Donau)“ im Juni 2024 in Zusammenarbeit mit dem SFB 1070 RessourcenKulturen der Universität Tübingen und dem „Greifenstein-Projekt“ einen lebendigen Einblick in das 13. Jahrhundert durch wissenschaftlich fundierte Geschichtsdarstellungen.
Das Projekt untersucht lokale Pfade zur Fluvialen Anthroposphäre und zugrundeliegende sozio-ökologische Prozesse in Mittelalter und vorindustrieller Neuzeit. Es liefert eine integrierte multidisziplinäre Beschreibung fluvialer Gesellschaften und Auen, die durch ein Bündel miteinander verwobener Themenfelder archäologisch, geowissenschaftlich und historisch analysiert werden. In sieben Teilprojekten werden die vorindustriellen Auen Mitteleuropas und deren Wechselwirkungen mit Flussgesellschaften und natürlichen Prozessen untersucht.
(Weiteres Bild- und Filmmaterial zur Veranstaltung ist in den vorigen Beiträgen verlinkt)
Mittwoch, 21.08.2024
Lebendiges Mittelalter!
Ein sehr schöner Film zur Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“
Schöne Aufnahmen entstanden während der Living-History Veranstaltung in Pfullingen anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung zu den Ausgrabungen im Echaztal im Juni 2024. Ein kleiner Trailer liefert nun im Nachgang ein paar schöne Impressionen und lädt dazu ein, nochmals abzutauchen, in das besondere und unvergessliche Flair dieses Wochenendes im Pfullinger Schlösslespark. Wir blicken mit Vorfreude auf die Fortsetzung dieser Veranstaltung, in nicht allzu weit entfernter Zukunft…
Ein ganz herzlicher Dank für dieses Filmprojekt geht an www.wfw-film.de aus Sonnenbühl!
Montag, 17.06.2024
Lebendiges Mittelalter im Pfullinger Schlösslespark
Ausstellungseröffnung zur Sonderausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“
Zu einer Zeitreise ins Mittelalter hatte ein Zusammenschluss verschiedener Akteure im Rahmen des Greifenstein Projekts am vergangenen Wochenende in den Pfullinger Schlösslespark geladen. Ganz abseits üblicher Klischees wurde dort ein „lebendiger“ und zugleich wissenschaftlich fundierter Einblick in das 13. Jahrhundert geboten. Hierzu waren Darstellergruppen aus ganz Süddeutschland, der Schweiz und darüber hinaus ins Vorland der Schwäbischen Alb gereist. Örtliche Vereine und zahlreiche Helfer trugen im Hintergrund zum Gelingen der Veranstaltung bei. Die erfreulich hohe Besucherzahl sowie ein durchweg interessiertes und begeistertes Publikum zeugen vom großen Interesse am mittelalterlichen Alltagsleben sowie dem Leben und Herrschen des ritterlichen Adels auf den Burgen des Echaztals.
Die Erlöse dieses Wochenendes fließen vollständig in die weitere Forschungsarbeit des Greifenstein-Projekts!
Lebendiges Mittelalter im Pfullinger Schlösslespark
Foto: Christian Haffner / Stefan Spiller
Ausstellungseröffnung zur Sonderausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“
Living History – zu deutsch „Lebendige Geschichte“ – heißt das Konzept, in dessen Rahmen darauf abgezielt wird, vergangene Epochen zum Leben zu erwecken und in gewisser Weise für alle Sinne erlebbar zu machen. Dabei wird thematisiert, wie die Menschen in früheren Jahrhunderten lebten und arbeiteten. Im Pfullinger Schlösslespark stand hierbei das 13. Jahrhundert im Fokus, ein Zeit voller Umbrüche, am Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter, in der nicht nur die Burgen Oberer Greifenstein und Alter Lichtenstein entstanden, in der in Pfullingen die Gründung des Klarissenklosters erfolgte und in der das aufstrebende Reutlingen seine Stadtmauer erhielt, sondern in der auch die einst mächtigen Stauferkaiser ihr tragisches Ende fanden und mit den Grafen von Württemberg ein neuer Herrschaftsträger am mittleren Albtrauf in Erscheinung treten sollte.
Rund 70 Mittelalterdarsteller waren zu diesem Anlass nach Pfullingen gereist. Anhand zahlreicher Reproduktionen, also auf wissenschaftlicher Basis rekonstruierter Ausrüstungsgegenstände, zeigten diese einen Einblick in das Alltagsleben und die darin zum Einsatz kommende Ausstattung. Das Spektrum reichte hierbei von Kleidung, über Tischkultur bis zu Kriegsausrüstung. Angereist waren neben dem Herrn von Greifenstein und dessen Ministerialen, also ritterlichen Dienstleuten, auch der Ritter von Lichtenstein sowie deren jeweilige Gefolgsleute. Neben dem im Echaztal ansässigen Adel, waren weitere Gefolgschaften zusehen, die aus ganz Südwestdeutschland, der Schweiz und darüber hinaus angereist waren. Die modernen Akteure folgten damit ganz ihren historischen Vorbildern. Intensive Beziehungen sowie verwandtschaftliche und lehensrechtliche Verflechtungen der im Echaztal ansässigen Greifensteiner bis weit in den Schweizer Raum hinein, lassen sich aus den historischen Quellen vielfach ableiten.
Neben Einblicken in den ritterlich adeligen Alltag und die dabei zum Einsatz kommende Prestigeausstattung wurde ebenso das Leben der einfachen Bevölkerung beziehungsweise der im Gefolge der adeligen Herren reisenden Handwerker thematisiert. Fundierte Einblicke in ihr jeweiliges Tagwerk lieferten etwa ein Drechsler, ein Schmied, Färber, ein Fischer und ein Gerber, Köche, ein Schuster usw… Im Schlössle selbst entstand eine mittelalterliche Schreibstube. Vieles von dem, was in der Ausstellung über Originale innerhalb von Vitrinen präsentiert wurde, wurde im Park aufgegriffen, so etwa die Themen mittelalterliche Keramik oder zeitgenössische Spiele, allen voran das Schachspiel, welches jüngst durch den Fund einer Springerfigur des 12. Jahrhunderts am Burgstein weltweit in die Schlagzeilen geriet.
Höhepunkt des Tagesprogramms war das Turnier der anwesenden Ritter, zwar nicht zu Pferde, aber dafür nach historische Regularien. Zu diesen gehörte etwa der Wettkampf im Steinstoß oder die Treffsicherheit mit dem Wurfspeer, bevor die eigentlichen Zweikämpfe begannen. Weitere Programmpunkte waren Lagerführungen, eine Rüst- sowie eine Modenschau und die Darbietung mittelalterlicher Musik. Unter den anwesenden Akteuren fanden sich mehrere Archäologen und Historiker, die ihre wissenschaftliche Fachexpertise in anschaulicher und lebendiger Weise zu vermitteln wussten. Aber auch zahlreiche andere Berufsgruppen waren vertreten, alle geeint im gemeinsamen Bestreben ein lebendiges Bild einer längst vergangenen Zeit zu zeichnen.
Zahlreiche Vereine und ehrenamtliche Helfer sowie auch Tübinger Studierende arbeiteten hinter den Kulissen, begleiteten die Ausstellung oder waren im Getränkeausschank tätig. Die Bürgermeister Wörner und Nußbaum eröffneten am Freitag Abend die interkommunal ausgerichtete Veranstaltung, zu der auch das Kreisarchiv des Landkreises Reutlingen, die Universität Tübingen, das Landesamt für Denkmalpflege sowie das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und weitere Förderer und Unterstützer beigetragen haben. Mehrere Foodtrucks rundeten das kulinarische Angebot ab. Das Besondere: sämtliche an diesem Wochenende generierten Einnahmen kommen ausschließlich der weiteren Forschungsarbeit im Echaztal zugute!
Zu guter Letzt blicken wir auf ein durchweg erfolgreiches und erfüllendes Wochenende zurück! Ganz herzlicher Dank gilt all denen, die zum Gelingen dieser besonderen Eröffnungsveranstaltung beigetragen haben! Wir hoffen hierdurch einen Meilenstein im vielschichtigen Vermittlungskonzept des Greifenstein Projekts gesetzt zu haben, an den in Zukunft anzuknüpfen sein wird!
Presseberichte sowie Bild- und Videomaterial finden sich hier:
Archäologisches Team findet seltene Schachfigur auf Burg in Süddeutschland
Archäologisches Team entdeckt eine fast 1.000 Jahre alte Spielesammlung samt gut erhaltener Schachfigur, Spielsteinen und Würfel. Laboruntersuchungen zeigen, dass eine Partei mit Rot spielte. Die Laborergebnisse lassen auch Rückschlüsse auf eine erstaunliche Kontinuität der Spielregeln zu. Die detaillierte Auswertung der Funde verspricht Einblicke in die Spielewelt des mittelalterlichen Adels und die Ursprünge des europäischen Schachspiels. Ab Juni 2024 werden die Funde erstmals zu sehen sein.
Mittelalterliche Spielesammlung ausgegraben
Foto: Victor Brigola
Archäologisches Team findet seltene Schachfigur auf Burg in Süddeutschland
Archäologisches Team entdeckt eine fast 1.000 Jahre alte Spielesammlung samt gut erhaltener Schachfigur, Spielsteinen und Würfel. Laboruntersuchungen zeigen, dass eine Partei mit Rot spielte. Die Laborergebnisse lassen auch Rückschlüsse auf eine erstaunliche Kontinuität der Spielregeln zu. Die detaillierte Auswertung der Funde verspricht Einblicke in die Spielewelt des mittelalterlichen Adels und die Ursprünge des europäischen Schachspiels. Ab Juni 2024 werden die Funde erstmals zu sehen sein.
Vor über 1.000 Jahren fand das Schachspiel seinen Weg aus dem Orient nach Europa. Schachfiguren aus der Frühzeit des Spiels sind sehr selten. Bei archäologischen Grabungen auf einer in Vergessenheit geratenen Burg in Süddeutschland wurde nun eine hervorragend erhaltene Springerfigur entdeckt. Der Fund ist Teil einer einzigartigen Spielesammlung, zu der auch Spielsteine und ein Würfel gehören. Ein internationales Team von Expertinnen und Experten der Universität Tübingen, des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) untersucht nun diese Zeugnisse früher Spielkultur. Laboranalysen von Farbresten zeigen, dass eine der Parteien mit Rot gespielt hat. Typische Nutzungsspuren weisen darauf hin, dass der Springer schon damals beim Zug angehoben wurde. Dies verweist auf eine erstaunliche Kontinuität der Spielregeln.
Gut erhaltene archäologische Funde von Schachfiguren und Spielsteinen für andere Brettspiele aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert sind in Mitteleuropa sehr selten. „Das Schachspiel zählte im Mittelalter zu den sieben Fähigkeiten, die ein guter Ritter beherrschen sollte. Insofern verwundert es nicht, dass bekannte Funde meist von Burganlagen stammen“, erklärte Dr. Jonathan Scheschkewitz (LAD). „Die Entdeckung einer ganzen Spielesammlung des 11./12. Jahrhunderts kam für uns völlig überraschend, und die Pferdefigur ist ein echtes Highlight“, sagte Dr. Lukas Werther (DAI).
Entdeckt wurden die Funde bei Grabungen des Sonderforschungsbereiches der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 1070 RessourcenKulturen und des LAD in einer bislang unbekannten Burganlage in Süddeutschland (Baden-Württemberg, Landkreis Reutlingen). „Sie lagen unter dem Schutt einer Mauer, wo sie im Mittelalter verloren oder versteckt wurden“, sagte Dr. Michael Kienzle (Universität Tübingen). Die Überdeckung trug dazu bei, dass die Oberflächen der Funde außergewöhnlich gut erhalten sind. „Unter dem Mikroskop zeigt sich ein typischer Glanz vom Halten und Bewegen der Stücke“, erklärte Dr. Flavia Venditti (Universität Tübingen). Neben der Schachfigur wurden vier blütenförmige Spielsteine gefunden, außerdem ein Würfel mit sechs Augen. Sie wurden aus Geweih geschnitzt.
Augen und Mähne der vier Zentimeter hohen Pferdefigur sind plastisch ausgeformt. Diese aufwändige Gestaltung ist typisch für besonders hochwertige Schachfiguren dieser Zeit. Die an den Spielsteinen nachgewiesenen roten Farbreste werden aktuell chemisch analysiert. Von der detaillierten Auswertung der Funde erhoffen sich die Forschenden vielfältige Einblicke in die Spielewelt des mittelalterlichen Adels und die Wurzeln des europäischen Schachspiels.
Die Funde werden 2024 erstmals allen Interessierten in der Großen Landesausstellung „THE hidden LÄND“ (Stuttgart, ab 13. September 2024) und in der Sonderausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“ (Pfullingen, ab 15. Juni 2024, Link) präsentiert. Ein 3D-Modell der Schachfigur, des Würfels und eines Spielsteins ist schon jetzt online zugänglich.
Pressemitteilung 03.06.2024
Donnerstag, 18.04.2024
Ausstellung und Museumsveranstaltung
Wir laden zu einer Zeitreise ins Mittelalter!
Mittels authentischer Geschichtsdarstellung wird am Wochenende 15./16. Juni ganz abseits üblicher Klischees ein „lebendiger“ und zugleich wissenschaftlich fundierter Einblick ins 13. Jahrhundert geboten. Erstmals werden zudem die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen der letzten Jahre im Rahmen einer Sonderausstellung im Pfullinger Schlössle vorgestellt. Geboten wird ein spannender Einblick in den Alltag und das Leben der Burgbewohner des Mittelalters auf der wenig bekannten Burg Stahleck.
Ausstellung und Museumsveranstaltung
Wir laden zu einer Zeitreise ins Mittelalter! Mittels authentischer Geschichtsdarstellung wird am Wochenende 15./16. Juni – ganz abseits üblicher Klischees – ein „lebendiger“ und zugleich wissenschaftlich fundierter Einblick ins 13. Jahrhundert geboten. Von Rittern über Handwerker, vom historischen Färben von Stoffen und mittelalterlicher Kochkunst bis zum Schmiedehandwerk und der Herstellung von Rüstungen, wird einiges zu bestaunen sein. Ein buntes Begleitprogramm und ein gastronomisches Angebot im Schlösslespark laden zum Verweilen im mittelalterlichen Alltagsleben ein.
Zugleich werden die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen der letzten Jahre 2024 erstmals im Rahmen einer Sonderausstellung im Pfullinger Schlössle vorgestellt. Geboten wird ein spannender Einblick in den Alltag und das Leben der Burgbewohner des Mittelalters auf der wenig bekannten Burg Stahleck.
Die Ausstellungsvorbereitung läuft auf vollen Touren. Während zweier Semester hatten sich Studierende der Universität Tübingen im Rahmen einer Lehrveranstaltung intensiv mit dem Ausstellungskonzept befasst. In authentische mittelalterliche Ausstattung schlüpften sie außerdem während eines Praktikumstages im Freilichtmuseum Bachritterburg Kanzach. Wie das Alltagsleben auf der kleinen Burg Stahleck während des ausgehenden Hochmittelalters aussah, sollen die hierbei entstandenen Bilder unter anderem im Rahmen einer Kinderausstellung eindrucksvoll veranschaulichen – man darf gespannt sein!
Ein herzlicher Dank für das Gelingen dieses schönen Teils des Ausstellungskonzepts geht an die Studierenden und die weiteren Beteiligten vor und hinter der Kamera!
Weitere Infos zu Ausstellung und Event gibt’s hier
Freitag, 08.03.2024
Vortrag zur Galluskirche in Honau
Die überraschenden Ergebnisse zur Baugeschichte der Galluskirche in Honau standen am Freitag im Mittelpunkt des Interesses, als das Greifenstein-Projekt gemeinsam mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Unterhausen-Honau zu einem Vortragsabend ins Honauer Gemeindehaus geladen hatte. Von außerhalb zunächst kaum zu vermuten, trägt die Kirche offenbar das älteste erhaltene mittelalterliche Dachwerk des oberen Echaztals.
Vortrag zur Galluskirche in Honau
Die überraschenden Ergebnisse zur Baugeschichte der Galluskirche in Honau standen am Freitag im Mittelpunkt des Interesses, als das Greifenstein-Projekt gemeinsam mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Unterhausen-Honau zu einem Vortragsabend ins Honauer Gemeindehaus geladen hatte.
Nach einer kurzen thematischen Einführung zum Thema Adel und Klerus im mittelalterlichen Echaztal durch Projektleiter Dr. Michael Kienzle präsentierte der Tübinger Student Jordan Rapp die Ergebnisse seiner im Vorjahr abgeschlossenen Bachelorarbeit. In deren Rahmen hatte er sich ausführlich mit der Dokumentation des Dachstuhls der Kirche und mit ihren baulichen Feinheiten beschäftigt.
Aufgrund eines Hinweises von Architekt Albert Hörz war das Kirchendach vor etwa drei Jahren in Honau in den Fokus des Greifenstein-Projekts geraten. Seine Beobachtungen ließen auf eines der interessantesten und ältesten Dachwerke der näheren Umgebung schließen. So wurde nach eingehender Besichtigung beschlossen, im Rahmen der Bauforschungsübung am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters eine bauhistorische Untersuchung mit dendrochronologischer Datierung der Holzkonstruktionen auf der Galluskirche durchzuführen. Im Rahmen der durch Tilmann Marstaller angebotenen Übung konnten Studierende unmittelbare Einblicke in die Feinheiten und die Praxis der Bauforschung gewinnen.
Wie Herrn Rapp in seinem Vortrag aufzeigen konnte, sollten sich die anfänglichen Überlegungen bestätigen. Nicht nur lassen sich mehrere Bauphasen innerhalb des Dachwerks unterscheiden, auch reicht dieses im Kern bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Es ist somit „das älteste erhaltene Kirchendach im oberen Echaztal“ und rückt die bauhistorische Bedeutung der Galluskirche in eine neues Licht, wie der Bauforscher Tilmann Marstaller betont. Dieser ordnete den Kirchenbau in seinem abschließenden Vortrag in die regionale Kirchenlandschaft ein, die spannende Parallelen erkennen lässt. Es wird deutlich, welche spannenden Erkenntnisse die akribische Feinarbeit dem Baubestand zu entreißen vermag.
Offen bleibt letztendlich, welche baulichen Geheimnisse sich unterhalb des spätmittelalterlichen Dachwerks, also im eigentlichen Kirchenbau verbergen. Aufschlüsse hierzu werden wohl frühestens im Rahmen der nächsten Renovierungsarbeiten zu gewinnen sein. Spannend bleibt auch die Frage nach der Entstehungsgeschichte der offenbar um 1350 (neu-)errichteten Kirche – gab es an gleicher Stelle bereits einen älteren Vorgängerbau, wie dies etwa für die Pfullinger Martinskirche anhand archäologischer Grabungen aufgezeigt werden konnte? Und wenn ja, wie ist dieser in die klerikale Landschaft des Talraums und seiner näheren Umgebung einzuordnen? Immerhin wurde der Ort Honau bereits im Jahr 937 an einen Priester mit Namen Hartbert verschenkt. Wer war außerdem der Bauherr der um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbauten Kirche? Mit diesen und weiteren Fragestellungen beendeten die drei Referenten nach spannender Diskussion mit dem Publikum den Vortragsabend und gaben zugleich einen Ausblick auf künftige Forschungsperspektiven.
Mittwoch, 25.10.2023
Von Waldwirtschaft und Kohlemeilern
Entnahme von Holzkohleproben an einem ehemaligen Meilerplatz unterhalb der Burg Greifenstein durch Dr. Oliver Nelle vom dendrochronologischen Labor des Landesamts für Denkmalpflege
Im Rahmen eines Gelände-Surveys konnten jüngst in Kooperation zwischen Universität Tübingen, Landesamt für Denkmalpflege und Forstbehörde verschiedene Relikte ehemaliger Waldwirtschaft, darunter mehrere Kohlemeiler um das Zellertal und der angrenzenden Albhochfläche erfasst und untersucht werden. Nun anstehende Analysen sollen Einblicke in die Zusammensetzung und Nutzung der Wälder vom Mittelalter bis in die Neuzeit liefern.
Von Waldwirtschaft und Kohlemeilern
„Denn fast in allen Wäldern sieht man Kohlehaufen rauchen…“ heißt es noch im ausgehenden 18. Jahrhundert, wenn die Kulturlandschaft der Mittleren Schwäbischen Alb beschrieben wird. Mit dem um 1900 einsetzenden Ende des Köhlerhandwerks in unseren Wäldern verschwand diese prägende Kulisse weitgehend aus dem Landschaftsbild. Die einstigen Standorte gerieten zunehmend in Vergessenheit und haben sich heute bestenfalls noch als unscheinbare Relikte in den Waldgebieten erhalten.
Auf den ersten Blick unscheinbar, aber doch bereits obertägig deutlich zu erkennen ist der tiefschwarz gefärbte, von Holzkohlefragmenten durchsetzte Untergrund eines Kohlemeilers, der hier im Kontext eines Tierbaus freigelegt wurde.
Im Rahmen eines Gelände-Surveys konnten jüngst in enger Zusammenarbeit zwischen der Universität Tübingen, dem dendrochronologischen Labor des Landesamts für Denkmalpflege und der zuständigen Forstbehörde verschiedene Relikte ehemaliger Waldwirtschaft verifiziert und untersucht werden, darunter mehrere Kohlemeiler um das Zellertal und auf der angrenzenden Albhochfläche. Zuvor waren diese mittels hochauflösender LiDAR-Daten erfasst und als Verdachtsflächen kartiert worden. Während sich insbesondere die wenig markanten mittelalterlichen Meilerplätze nur schwer feststellen lassen, zeichnen sich die Meilerpodien der frühen Neuzeit vergleichsweise gut im Landschaftsbild ab. Vor Ort entnommene Holzkohleproben werden nun im Labor untersucht und sollen perspektivisch Aufschlüsse zur Datierung der Meilerplätze, zum dort verarbeiteten Holzartenspektrum sowie auch zur Zusammensetzung und Ausformung der historischen Waldlandschaft im Echaztal liefern.
Jahrhunderte alte Holzkohlefragmente aus einem Meilerpodium unterhalb der Burg Greifenstein
Die Forschungen sind Teil eines an das Greifenstein-Projekt angebundenen, von mehreren Akteursgruppen mitgetragenen und vom UNESCO-Biosphärengebiets Schwäbische Alb (https://www.biosphaerengebiet-alb.de) geförderten Teilprojekts zur Erforschung der historischen Waldlandschaft und Waldnutzung um das obere Echaztal.
Dienstag, 01.08.2023
Holzelfinger Hockete unterstützt Greifenstein Projekt
Übergabe des Spendenschecks am Burgstein durch Thomas Brändle und Hannes Glück von der Freiwilligen Feuerwehr Holzelfingen (Foto: Toni Schwarz)
Am 1. August durfte Dr. Michael Kienzle, Projektleiter des Greifenstein-Projekts eine Spende über 500€ aus den Erlösen der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Holzelfinger Hockete entgegennehmen. Thomas Brändle, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Holzelfingen überreichte in der Funktion des diesjährigen Vorsitzes der ARGE den Scheck am heimischen Burgstein, einer der Grabungsstätten des Greifenstein-Projekts.
Holzelfinger Hockete unterstützt Greifenstein Projekt
Am 1. August durfte Dr. Michael Kienzle, Projektleiter des Greifenstein-Projekts eine Spende über 500€ aus den Erlösen der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Holzelfinger Hockete entgegennehmen. Thomas Brändle, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Holzelfingen überreichte in der Funktion des diesjährigen Vorsitzes der ARGE den Scheck am heimischen Burgstein, einer der Grabungsstätten des Greifenstein-Projekts.
Scheckübergabe: Thomas Brändle, Dr. Michael Kienzle, Hannes Glück (von links nach rechts)
Die Holzelfinger Hockete ist eine Institution unter den Sommerveranstaltungen in der Region und der Ausgangspunkt der Holzelfinger Zeitrechnung. Hier erhält man auf die Frage „Wann nemmsch du des Johr Urlaub?“ eine der nur zwei möglichen Antworten: „Vor dr Hockete!“ oder „Nach dr Hockete!“. Das seit 1981 stattfindende traditionelle Fest im Dorfkern rund um die Dorflinde ist seit jeher am Wochenende genau in der Mitte der Sommerferien terminiert. Die Hockete lockt jährlich zahlreiche Besucher aus Nah und Fern, weil man in Holzelfingen einfach alte und neue Bekannte trifft und „schwätza koh“. Mit den Lauben des Schwäbischen Albverein, des TSV Holzelfingen, der Tennisabteilung TSV Holzelfingen, der Freiwilligen Feuerwehr und des Posaunenchors sowie der Unterstützung der evangelischen und methodistischen Kirchengemeinden sowie des Ortschaftsrates, wird jährlich in gemütlicher Atmosphäre ein breites Angebot an regional schwäbischen Speisen und leckeren Getränken geboten. Die Gastfreundschaft, die Gemütlichkeit, ja einfach das „Dorf erleben“ – so lautet der Slogan der Holzelfinger, was sicher einer der Gründe ist, warum die Gäste so gerne jedes Jahr erneut auf die Hockete kommen.
Die ARGE spendet jedes Jahr einen Teil des Erlöses für einen gemeinschaftlichen Zweck. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das rund um Holzelfingen stattfindende Greifenstein-Projekt. Die Archäologie und Geschichte der edelfreien Herren von Greifenstein im oberen Echaztal, hat sich die Projektgruppe der Universität Tübingen, rund um Projektleiter Dr. Michael Kienzle, zur Aufgabe und Mission gemacht. Ausgrabungen am Brudersteig, der Burg Stahleck und dem Burgstein haben bereits stattgefunden und trugen erstaunliches zu Tage. So konnten beispielsweise Grundmauern sowie Keramik aus dem 12. Jahrhundert am Burgstein ausgegraben werden, die darauf hinweisen, dass in jener Zeit eine Burg das Plateau des Burgsteins krönte. Im Sommer 2024 wird es eine Ausstellung umrahmt mit einem Event geben, der die erwähnten Ausgrabungen rund um die Ritter und Burgen im Echaztal zum Thema hat.
„Wir haben in der Arbeitsgemeinschaft Holzelfinger Hockete dieses Projekt ausgewählt, weil es einen enorm wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer lokalen Geschichte in Holzelfingen und Umgebung beiträgt“ so Thomas Brändle. Die Projektauswahl sei ein einstimmiges Ergebnis gewesen, da man gerne lokale Projekte mit Dorfgeschichte unterstütze. „Der Greifenstein und der Burgstein begleiten jeden im Dorf ein Leben lang,“ so Brändle, „da ist es mehr als interessant, was sich dahinter verbirgt und wie alles damals zusammenhing.“
Die Holzelfinger Hockete findet dieses Jahr am Samstag, 19. und Sonntag 20.08. statt. Regionale Köstlichkeiten, gemütliche Lauben und nette Gastgeber lassen Gäste aus Nah und Fern das Holzelfinger „Dorf erleben!“
Toni Schwarz
Sonntag, 18.06.2023
Das Greifenstein Projekt beim „Tag der Kreisgeschichte“
Am Sonntag feierte der Landkreis Reutlingen sein 50jähriges Jubiläum in der „Alten Weberei“ in Mittelstadt. Organisiert hatte den „Tag der Kreisgeschichte“ das Kreisarchiv des Landkreises Reutlingen. Geboten war ein reichhaltiges Programm, darunter auch ein Infostand des Greifenstein-Projekts, ein Living-History Bereich, mit Kelten, Römern und Mittelalterlager sowie ein Vortrag zum Thema „Burgenarchäologie und Adelsherrschaft im Echaztal“.
Das Greifenstein Projekt beim „Tag der Kreisgeschichte“
Am Sonntag feierte der Landkreis Reutlingen sein 50jähriges Jubiläum in der „Alten Weberei“ in Mittelstadt. Organisiert hatte den „Tag der Kreisgeschichte“ das Kreisarchiv des Landkreises Reutlingen. Geboten war ein reichhaltiges Programm, darunter auch ein Infostand des Greifenstein-Projekts, ein Living-History Bereich sowie ein Vortrag zum Thema „Burgenarchäologie und Adelsherrschaft im Echaztal“.
Nach einer Eröffnung durch Landrat Dr. Ulrich Fiedler und Kreisarchivar Dr. Marco Birn waren die Besucher des Kreisjubiläums zunächst zu einem ausführlichen Frühstücksbuffet geladen, bevor die ersten Fachvorträge – zunächst zu den Kelten, direkt danach zu den Burgen der Greifensteiner im Echaztal – das spannende und breit gefächerte Vortragsprogramm des Tages einleiteten.
Das Greifenstein-Projekt war zu diesem Anlass gewissermaßen in dreifacher Hinsicht vertreten. Einen Überblick über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Burgengrabungen der letzten Jahre lieferte zunächst der Fachvortrag von Projektleiter Dr. Michael Kienzle, bevor die interessierte Hörerschaft Gelegenheit hatte, am eigens aufgebauten Infostand des Greifenstein-Projekts ausgewählte Fundstücke aus dem Kontext der Ausgrabungen im Original zu bestaunen. Das Projektteam hatte hier einiges aufgebaut. Über Hohlziegel und Bieberschwänze, Mönche und Nonnen beziehungsweise die Besonderheiten mittelalterlicher Dachdeckung sprach Adrian Brombach, wenn er die von ihm bearbeiteten Fundstücke präsentierte. Viel kleiner fiel das Material aus, mit dem sich Elfa D’Avis beschäftigt hatte. Über botanische Reste versuchte sie sich dem mittelalterlichem Vegetationsspektrum, aber auch der Ernährung der Greifensteiner Zeitgenossen anzunähern. Hier knüpfte auch Julius Dietze an, der mittels zahlreicher Tierknochen nicht nur über Viehhaltung und Ernährung, sondern auch über Spuren von Schlachterei an seinem Material berichten konnte. Eher der Sachkultur des Alltags widmeten sich Karl Brink und Moritz Foth mit zahlreichen Bruchstücken mittelalterlicher Keramik und verschiedenen Eisenfunden, darunter etwa das Gebissstück einer Pferdetrense von Burg Stahleck.
Das Team des Greifenstein Projekts: Julius Dietze, Moritz Foth, Elfa D’Avis, Karl Brink, Adrian Brombach, Dr. Michael Kienzle (von l. nach r.)
Wie diese oft fragmentierten archäologischen Fundstücke im Original ausgesehen haben könnten, wurde nebenan im Living-History-Lager des Projekts „Grifenstain 1270“ mittels zahlreicher, wissenschaftlich fundierter Rekonstruktionen aus dem Bereich der Alltagskultur veranschaulicht. Bauchige Töpfe mit sandig-glimmerhaltiger Magerung, kostbare Nuppengläser, verschiedene Formen von Armbrustbolzenspitzen, ein tönernes Wächterhorn – all dies detailgetreue Nachbauten, basierend auf dem archäologischen Fundmaterial der Greifensteiner Burgen.
Es war diese unmittelbare Verknüpfung von Originalfund und Rekonstruktion, von fachlich fundierter Präsentation und hautnahem „Erleben“, von abstrakter Wissenschaft und lebendiger Geschichtsvermittlung, die das Publikum ob jung oder älter an diesem Tag besonders zu schätzen wusste und die dem von Beginn an gewählten Ansatz des Greifenstein-Projekts nur allzu gerecht wurde.
Die präsentierten Grabungsergebnisse und das von den Burgen stammende Fundmaterial sollen übrigens zeitnah im Rahmen mehrerer wissenschaftlicher Publikationen zugänglich gemacht werden. Die entsprechenden Aufarbeitungen hierzu schreiten aktuell an der Abteilung für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Tübingen voran – es bleibt also weiterhin spannend!
Rund 250 Interessierte waren am Montag Abend auf Einladung der Gemeinde Lichtenstein in die Lichtensteinhalle nach Unterhausen gekommen, um die Premiere des neuen Dokumentarfilms über die Ausgrabungen an Burg Stahleck im Sommer und Herbst 2021 mitzuerleben. Nun steht der Film auch öffentlich zugänglich über die Projektwebsite bereit.
Filmpremiere: Das Greifenstein Projekt – Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck
Bürgermeister Peter Nußbaum betont in einleitenden Worten die Relevanz des Projekts für die Region
Rund 250 Interessierte waren am Montag Abend auf Einladung der Gemeinde Lichtenstein in die zum Kino umfunktionierte Lichtensteinhalle nach Unterhausen gekommen, um die Premiere des neuen Dokumentarfilms über die Ausgrabungen an Burg Stahleck im Sommer und Herbst 2021 mitzuerleben.
Dass die Idee einen projekteigenen Dokumentarfilm zu erstellen, auf immenses Interesse stieß, zeigte die große Resonanz deutlich. Zuerst nur für 200 Personen aufgestuhlt, mussten bald neue Stuhlreihen herbeigeschafft werden… „Dass das Projekt nicht nur der Bewahrung unseres gemeinsamen kulturellen Erbes, sondern vielmehr seiner erweiterten Erfassung, Wahrnehmung und Chance des Erlebens für jedermann diene“ hob in seinen einleitenden Worten Bürgermeister Peter Nußbaum hervor, der die Bedeutung der laufenden Forschungen betonte.
In einem anschließenden Kurzvortrag fasste Projektleiter Dr. Michael Kienzle die Genese und bisherige Entwicklung des Projekts zusammen, gab aber auch Ausblicke auf künftig geplante Aktivitäten – etwa auf eine für 2024 geplante Ausstellung nebst Begleitprogramm oder auch ein weiteres, derzeit in Arbeit befindliches Filmprojekt.
Gut gefüllte Lichtensteinhalle anlässlich der Dokumentarfilmpremiere
Beim anschließenden Empfang nutzen zahlreiche Besucher die Gelegenheit mit dem Projektteam ins Gespräch zu kommen
Im Anschluss an den rund 30minütigen Dokumentarfilm, der zahlreichen Rückmeldungen zufolge auf große Begeisterung stieß, lud die Gemeinde Lichtenstein zum gemeinsamen Austausch bei Getränken und Snacks. Ein Team des Greifenstein-Projekts, darunter Adrian Brombach, Chiara Berger, Karl Brink, Elfa D’Avis, Julius Dietze und Moritz Foth, hatte zu diesem Anlass ausgewählte Fundstücke aus dem Kontext der Grabungskampagnen ausgebreitet. Es wurden nicht nur die archäologischen Relikte erläutert, sondern auch Fragen zum Grabungsalltag und der Forschungsarbeit im Rahmen des Projekts beantwortet.
Ob Keramik, Eisenfunde, Knochenmaterial oder bauliche Teile der Burg selbst – jedes der archäologischen Relikte erzählt eine Geschichte!
Der Abend war bereits weit fortgeschritten und das Büffet weitgehend geplündert, als die letzten Besucher den Raum verlassen hatten. Die große Resonanz jedenfalls motiviert und macht Lust auf weitere Veranstaltungen dieser Art!
Etwas heiser vom vielen Erzählen, aber voll zufrieden – das Team des Greifenstein Projekts
Freitag, 21.04.2023
Vortrag zum Kloster Pfullingen
Über den „Pfullinger Adel und die Gründung des Klarissenklosters im 13. Jahrhundert“ referierte Projektleiter Dr. Michael Kienzle. Zum Vortragsabend geladen hatte der Förderverein Kulturhaus Klosterkirche gemeinsam mit dem Geschichtsverein Pfullingen.
Vortrag zum Kloster Pfullingen
Von links nach rechts: Albert Mollenkopf, Prof. Waltraud Pustal, Dr. Michael Kienzle, Margrit Vollmer-Herrmann
Foto:Harry Pokk
Über den „Pfullinger Adel und die Gründung des Klarissenklosters im 13. Jahrhundert“ referierte Projektleiter Dr. Michael Kienzle. Zum Vortragsabend geladen hatte der Förderverein Kulturhaus Klosterkirche gemeinsam mit dem Geschichtsverein Pfullingen.
Bis heute ranken sich zahlreiche offene Fragen um die Gründung und die Frühphase des Klosters. Vom großen Interesse vor Ort, zeugte wieder einmal der gut gefüllte Saal. Perspektivisch ist es geplant, im Rahmen des Greifenstein Projekts auch den Klosterbau nochmals einer gezielteren bauhistorischen Untersuchung zu unterziehen.
Samstag, 08.04.2023
Einladung zur Premiere des Dokumentarfilms:
Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck
Einladung zur Dokumentarfilmpremiere „Das Greifenstein Projekt – Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck“
am Montag, 24. April 2023 ab 19 Uhr in der Lichtensteinhalle in Lichtenstein-Unterhausen
Der rund 30-minütige Dokumentarfilm entstand im Rahmen der Projektarbeit beziehungsweise im Wesentlichen während der laufenden Grabungsarbeiten an der Burgstelle Stahleck im Sommer und Herbst 2021. Er zeigt unmittelbare Einblicke in den archäologischen Alltag im Rahmen des Greifenstein-Projekts.
Einladung zur Premiere des Dokumentarfilms:
Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck
Stets wehrhaft – Greifensteiner Fußvolk des späten 13. Jahrhunderts! Mitglieder des Living-History Projekts „Grifenstain 1270“ begleiteten die Dreharbeiten zum Stahleck-Film und zeigten auf wissenschaftlicher Basis recherchierte und rekonstruierte Kleidung und Ausstattung des Mittelalters.
Am Anfang stand die Idee – eine äußerst spontane Idee! Einige unserer lokalen Projektpartner waren im Sommer 2021 auf die Grabungsfläche auf Burg Stahleck gekommen. „Eigentlich sollte man das alles doch filmen hier“ kam plötzlich der Vorschlag. Filmaufnahmen gab es bis dato zwar schon, eigentlich aber eher aus Gründen der Grabungsdokumentation, kurze Clips zumeist, ergänzend zur fotografischen Dokumentation. An einen richtigen Film hatte bis dahin noch keiner gedacht…
Die nun im Raum stehende Idee ließ unser Team daraufhin nicht mehr los. Eigentlich hatte man tolles Material – zwar nicht durch professionelle Kameraleute gefilmt – dafür aber ganz unmittelbar aus dem archäologischen Alltag heraus, ganz unverfälschte Eindrücke des Grabungsalltags gewissermaßen. Und so begann ein neues Projekt…ein eigener Dokumentarfilm im Greifenstein-Projekt!
Ein Drohnenpilot fand sich schnell, der noch ein paar Luftaufnahmen beisteuerte. Ein paar Fahrten durch den Pfullinger-Lichtensteiner Talraum lieferten weitere Eindrücke. Aber was wäre ein Dokumentarfilm so ganz ohne echte Spielfilmszenen? Ohne nachempfundene Eindrücke jener Zeit, über die es doch so viel Spannendes zu berichten gibt? Es waren die Mitglieder des Projekts „Grifenstain 1270“, die hier einspringen konnten. Die Gruppe beschäftigt mit „Lebendiger Geschichtsvermittlung“ und recherchiert Alltagsleben und Alltagsausstattung des späten 13. Jahrhunderts. Dass die Ausrufung dieses Projekts wiederum im Sommer 2018 mit den ersten Vorbereitungen des Greifenstein-Projekts zusammenfiel, war natürlich kein Zufall – ein weiterer Baustein zum Vermittlungskonzept, Geschichte zum Anfassen eben.
Am Ende steht nun ein halbstündiger Dokumentarfilm zu den Ausgrabungen auf Burg Stahleck, aber auch zu den ersten Untersuchungen am Brudersteig… Auch 2022 gab es wieder Grabungskampagnen, noch mehr zu erzählen also! Dieses Mal mit professionellerer Unterstützung, die Begeisterung färbt eben doch ab – und so befindet sich bereits ein weiteres Filmprojekt in Arbeit – man darf gespannt sein!
Ein weiteres Filmprojekt: Dreharbeiten bei den Ausgrabungen am Burgstein im Herbst 2022
Dienstag, 31.01.2023
Eine verschwundene mittelalterliche Burg auf dem Burgstein?
Der Burgstein von Westen (Drohnenaufnahme David Schneider)
Seit mehr als einem Jahrhundert immer umstritten, aber bis heute nicht abschließend geklärt… Bereits der namhafte schwäbische Historiker Martin Crusius berichtet im 16. Jahrhundert in seiner bekannten „Schwäbischen Chronik“ von einer Burganlage der Herren von Greifenstein, die im Mittelalter auf dem sogenannten „Burgstein“ nahe des Dorfs Holzelfingen gestanden haben soll.
Eine verschwundene mittelalterliche Burg auf dem Burgstein?
Seit mehr als einem Jahrhundert immer umstritten, aber bis heute nicht abschließend geklärt… Bereits der namhafte schwäbische Historiker Martin Crusius berichtet im 16. Jahrhundert in seiner bekannten „Schwäbischen Chronik“ von einer Burganlage der Herren von Greifenstein, die im Mittelalter auf dem sogenannten „Burgstein“ nahe des Dorfs Holzelfingen gestanden haben soll. Urkundliche Belege hierfür sind zwar nicht bekannt, aber die auffällige Bezeichnung selbst ist schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts belegt; auch ein „Burgholz“ lag damals nicht weit entfernt (siehe hierzu ausführlicher auch: https://greifenstein-projekt.de/objekte/).
Tatsächlich gesicherte Nachweise für eine solche Anlage fanden sich bislang aber nicht und noch der Burgenforscher Christoph Bizer kam infolge seiner Recherchen vor einigen Jahren zu dem Schluss, dass dort wohl nie eine Burg gestanden habe…
Tübinger Studierende während der Grabungsarbeiten 2022
Im Rahmen vorangehender Geländeuntersuchungen und einer zweiwöchigen Grabungskampagne der Universität Tübingen konnte ein Team des Greifenstein-Projekts die verdächtige Position im Spätsommer 2022 erstmals genauer untersuchen. Dabei zeigte sich schnell, dass im Untergrund tatsächlich verdächtige Strukturen vorhanden sind. Neben Mörtelresten in großer Menge fanden sich mehrfach Hinweise auf ehemalige Mauerzüge, bislang noch weitgehend unbestimmter Form und Ausdehnung. Verschiedene Fundstücke aus dem Bereich der mittelalterlichen Alltags- beziehungsweise Adelskultur verweisen zudem auf eine zeitweise offenbar intensivere Nutzung des Platzes, deren Umfang und chronologische Einordnung vorerst aber noch weitgehend im Dunkeln liegen.
Ein herzlicher Dank gilt Gemeinde und Forst Lichtenstein sowie dem TSV Holzelfingen für die Unterstützung und Bereitstellung von Ressourcen vor Ort!
Im Rahmen einer zweiten Grabungskampagne soll den Geheimnissen des hoch über dem Echaztal gelegenen Felsens noch in diesem Jahr weiter nachgegangen werden…
Scheckübergabe: Martin Fink, Silke Keppler-Klaus, Albert Mollenkopf, Prof. Waltraud Pustal, Michael Kienzle, Anna Döpper, Julius Dietze, Karl Brink (von links)
Foto: Harry Pokk
Unter dem Titel „Von Ferkeln, Lehm und alten Wegen – Archäologische Ausgrabungen auf Burg Stahleck“ stellte Projektleiter Michael Kienzle unterstützt durch drei Studierende der Universität Tübingen auf der öffentlichen Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins Pfullingen die neuesten Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen auf der Burgstelle Stahleck vor. Im Anschluss überreichte die Vorsitzende Prof. Waltraud Pustal im Namens des Geschichtsvereins Pfullingen einen Spendencheck zur Unterstützung der weiteren Forschungsarbeit.
Vortrag beim Geschichtsverein Pfullingen e.V.
Im Juni und September 2021 hatten die beiden Grabungskampagnen an der ehemaligen Burg Stahleck bei Lichtenstein-Unterhausen stattgefunden. Obertägig waren außer einem stark verfüllten Graben zunächst nur wenige Spuren der Burg zu erkennen. Die Auswertung der Grabungsergebnisse ermöglicht aber nach und nach tiefgreifendere Erkenntnisse zur Gestalt beziehungsweise dem einstigen Erscheinungsbild der Burganlage. Zentral stand ein größeres, repräsentativ ausgestattetes Gebäude – wohl der Wohnsitz der Burgherren. Umfriedet wurde die Anlage durch eine starke Umfassungsmauer. Ziel der Forschungen ist unter anderem die digitale Rekonstruktion des während des 13. und 14. Jahrhunderts bewohnten Adelssitzes.
Innerhalb eines bislang unbekannten Vorburgareals konnte ein Fachwerkhaus des 14. Jahrhunderts erfasst werden, mit dessen Rekonstruktion sich Anna Döpper im Rahmen ihrer Bachelorarbeit befasste. Die Untersuchung des Brandlehms ergab, dass dieses Gebäude wohl um die Jahrhundertmitte niederbrannte. Anhand der Analyse konnten Rückschlüsse zur Ausformung des Gebäudes sowie zum Hergang der Brandkatastrophe gezogen werden.
Über „Ferkel, Speck und Wildbret“ beziehungsweise die Tierknochen der Burg Stahleck als Indikator für sozialen Status und Ökonomie sprach Julius Dietze, der sich in seiner Bachelorarbeit mit dem umfangreichen Knochenmaterial beschäftigt hatte, dass insbesondere im Burggraben geborgen werden konnte. Neben verschiedenen Nutztieren konnte auch Jagdwild nachgewiesen werden. Am Ende stand die Erkenntnis, dass die Funde im Vergleich mit anderen archäologisch untersuchten Burgen auf eine Einordnung der Stahlecker im Sinne einer besser situierten Ministerialenfamilie hinweisen.
Zuletzt stellte Karl Brink die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit vor. Dieser hatte sich mit Altwegen und anderen Relikten der Mobilität beschäftigt. Dabei gelang es zahlreiche Indizien zur Anzahl, Ausformung und Beschaffenheit sowie zur funktionalen Einordnung der Altwege gesammelt werden. Relikte von Hufeisen, Trensen sowie der Teil einer Deichselarmierung erlauben unmittelbare Einblicke in die Mobilität des mittelalterlichen Alltags.
Zum Abschluss des Abends überreichte die Vorsitzende des Geschichtsvereins, Prof. Waltraud Pustal ein kleines Dankeschön und bekräftigte die Relevanz des Greifenstein-Projekts für die Region sowie die weitere Unterstützung des Vereins.
Über 50 Interessierte waren am Dienstag Nachmittag auf Einladung des Geschichts- und Heimatvereins Lichtenstein auf die Ausgrabungsstelle auf einer Hangterrasse im Talschluss des Zellertals gekommen, um einen Einblick in die derzeit laufenden archäologischen Ausgrabungen zu bekommen. Für insgesamt vier Wochen untersuchte das Team der Universität Tübingen zum zweiten Mal die weitgehend vergessene klerikale Niederlassung am sogenannten Brudersteig.
Führung über die Ausgrabungsstelle am Brudersteig
Foto: Adrian Brombach
Auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt die Hangterrasse im hinteren Zellertal, auf der nun zum zweiten Mal archäologische Ausgrabungen stattfinden. Bereits im Sommer 2020 konnten dort umfangreiche Baustrukturen sowie eine weitaus gehobenere Ausstattung nachgewiesen werden, als dies lange für die als „bescheidene Waldklause“ eingestufte Anlage angenommen wurde.
Der Sage nach soll das im frühen 16. Jahrhundert historisch belegte „Bruderhaus“ einst vom letzten Greifensteiner gegründet worden sein, nachdem dieser von einer Pilgerfahrt ins heilige Land zurückgekommen war. Ob sich diese sagenhafte Überlieferung tatsächlich so zutrug und ob dies bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts geschehen sein könnte, kann bislang noch ebenso wenig mit Gewissheit beantwortet werden, wie die Frage, ob jener Greifensteiner bereits damals den heute als „Brudersteig“ bekannten Aufstieg aus dem Zellertal genommen hatte.
Insgesamt scheint dieser Weg allerdings eine weit zurückreichende Kontinuität aufzuweisen (vgl. hierzu den Beitrag vom 06.05.2022). Er erreichte das von einer Felswand begrenzte Plateau, auf dem die klerikale Niederlassung lag, im Westen. Dort verdichten sich die Hinweise auf eine Toranlage innerhalb der ergrabenen, rund 1 m starken Umfassungsmauer aus Kalkstein. Zahlreiche Hufnägel sowie das Fragment eines Hufeisens, die genau in diesem Areal erfasst werden konnten, vervollständigen das so entworfene Bild. Einen weiteren Zugang dürfte es im östlichen Abschnitt des Geländes gegeben haben, von wo aus wohl die ökonomisch genutzten Flächen auf der Hochfläche des Übersbergs erschlossen wurden.
Die reichhaltigen Baubefunde innerhalb des Areals scheinen in einem auffälligen Kontrast zu der eher fragmentarischen historischen Überlieferung zu stehen und geben vorerst noch so manches Rätsel auf. Im Anschluss an die Grabungskampagne soll nun die wissenschaftliche Auswertung erfolgen und die während beider Kampagnen gesammelten Erkenntnisse zusammengeführt und aufbereitet werden.
Ein herzlicher Dank gilt Gemeinde und Forst sowie den Mitgliedern des Geschichts- und Heimatvereins Lichtenstein und dem Schützenverein Unterhausen für die Unterstützung und Bereitstellung von Ressourcen vor Ort!
Führung zum Oberen Greifenstein und zur Burgstelle Stahleck
Foto: Dr. Elena Revert Francés
Über vierzig Interessierte fanden sich am Sonntagnachmittag zu einer vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein organisierten Führung im Rahmen des Reutlinger Kultursommers 2022 ein.
Führung zur Ruine Oberer Greifenstein und zur Burgstelle Stahleck
Über vierzig Interessierte fanden sich am Sonntagnachmittag zu einer vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein organisierten Führung im Rahmen des Reutlinger Kultursommers 2022 ein. Zunächst ging es zur Ruine Oberer Greifenstein, wo neben der Burganlage selbst auch allerlei über den Fortschritt des Greifenstein Projekts zu berichten war. Dem großen Interesse geschuldet, war die spontane Weiterfahrt zur ehemaligen Burg Stahleck, wo die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen vom Vorjahr nachvollzogen werden konnten.
Donnerstag, 04.08.2022
Führung über die Ausgrabung an der Klosterkirche in Pfullingen
Mehr als 80 Interessierte fanden sich trotz extremer Sommerhitze zur Führung über die Ausgrabungsstelle an der ehemaligen Klosterkirche in Pfullingen ein, die in Zusammenarbeit des Landesamts für Denkmalpflege, der dort tätigen Grabungsfirma fodilus und dem Team des Greifenstein Projekts organisiert worden war.
Führung über die Ausgrabung an der Klosterkirche in Pfullingen
Foto: Eva Suchan
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet, entwickelte sich das Klarissenkloster zur heiligen Cäcilia in Pfullingen bis zu dessen Auflösung im 16. Jahrhundert, zu einem wohlhabenden und einflussreichen Konvent. Von der einstmals geräumigen Klosteranlage sind heute nur noch wenige Teile erhalten. Neue Forschungen sowie aktuell stattfindende archäologische Ausgrabungen liefern derzeit neue Erkenntnisse. In einer Führung über die Grabung wurden die freigelegten Befunde den interessierten Besuchern erläutert und in den Kontext aktueller Forschungen gestellt.
Erhaltenes frühgotisches Sprechgitter in der inneren Klausurmauer
Im Rahmen dreier Bachelorarbeiten konnten Tübinger Studierende jüngst wichtige Erkenntnisse zur Geschichte der Burg Stahleck beisteuern. Nicht nur die Bebauung des zugehörigen Vorburgareals, sondern auch was auf der Burg verzehrt und in deren Wäldern gejagt wurde, wurde hierbei thematisiert, ebenso die Frage, in welchem Verhältnis die Burg zu den umgebenden Verkehrswegen stand und welche Relikte der Mobilität heute noch erkannt werden können.
Von Ferkeln, Lehm und alten Wegen…
Von „Altwegen und anderen Relikten der Mobilität um Burg Stahleck“ berichtet Karl Brink,
der das von zahlreichen alten Wegetrassen durchzogene Zellertal unterhalb der Burg untersuchte. Ihre Dokumentation und Auswertung anhand archäologischer, historischer, kartografischer und technischer Methodik stellten, u. a. in Bezug auf das zu ergründende Verhältnis zwischen Burg und umgebenden Wegen, den Hauptteil dieser Arbeit dar. Dabei gelang es zahlreiche Indizien in Bezug auf die Anzahl, Ausformung und Beschaffenheit sowie auch der funktionalen Einordnung der Altwege zu sammeln. Eine Auswertung des mobilitätsbezogenen Fundgutes von Burg Stahleck sowie ergänzend auch von anderen Fundstellen des Arbeitsgebiets vertiefte chronologische Aspekte und ermöglichte sozio-ökonomische Rückschlüsse auf mobilitätsrelevante Schwerpunkte der Adelsherrschaft.
Über „ein Fachwerkhaus des 14. Jahrhunderts“ schreibt Anna Döpper,
wenn sie sich mit der „Untersuchung des Brandlehms der Burgstelle Stahleck“ beschäftigt. Dieses in der Vorburg gelegene Gebäude brannte wohl um die Jahrhundertmitte nieder und hinterließ ein umfangreiches Konglomerat an gebrannten Lehmbrocken und anderem Fundgut, welches innerhalb von zwei Grabungskampagnen im Sommer und Herbst 2021 geborgen wurde. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Brandlehmfragmente in Bezug auf erkennbare Abdrücke von Konstruktionselementen sowie der jeweiligen Brandeinwirkung untersucht. Anhand der Analyse sowie auch mittels vergleichend herangezogenen Fachwerkgebäuden des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit konnten Rückschlüsse zur Ausformung des Gebäudes bzw. zu dessen Rekonstruktion sowie zum Hergang der Brandkatastrophe gezogen werden.
Mit „Ferkel, Speck und Wildbret“ beziehungsweise den „Tierknochen der Burg Stahleck (13./14. Jhd.) als Indikator für sozialen Status und Ökonomie“ beschäftigte sich Julius Dietze.
In seiner Arbeit wurden der soziale Stand und die Ökonomie der Burg mithilfe der Tierknochenfunde aus den Grabungen des Jahres 2021 untersucht. Diese wurden mithilfe der Zooarchäologischen Sammlung der Universität Tübingen und spezifischen Datenbanken bestimmt, wobei auch das Alter der Individuen sowie Schlacht- und Brandspuren berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse wurden mit verschiedenen zooarchäologisch untersuchten Burgen aus Deutschland und Europa verglichen, um die Burg Stahleck sozioökonomisch einzuordnen. Am Ende stand die Erkenntnis, dass die Funde auf eine Einordnung der Stahlecker im Sinne eines besser situierten Ministerialadels hinweisen. Hierfür sprachen nicht nur der nachgewiesene Verzehr von Ferkeln und Lämmern sowie auch die Schlachtung vergleichsweis junger Rinder, die einen höheren Wohlstand annehmen lassen. Auf die ritterlich-adelige Kultur beziehungsweise das offenbar vorhandene Jagdrecht für Hoch- und Niederwild verwies die auffallend hohe Anzahl an Wildtierknochen.
Die erarbeiteten Ergebnisse sollen im Folgejahr über verschiedene Ebenen der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Freitag, 06.05.2022
Altwege im Zellertal
Anfang Mai 2022 konnte im Rahmen eines Geländepraktikums mit Studierenden der Universität Tübingen eine Erfassung verschiedener Relikte alter Verkehrswegestrukturen im Talschluss des Zellertals durchgeführt werden. Dort führte vermutlich schon früh ein Albaufstieg auf die Hochfläche um den heutigen Stahlecker Hof. Dass es sich hier keinesfalls um eine einzelne, über die Jahrhunderte konstant bleibende Route handelte, lässt sich anhand mehrerer Trassenführungen markant aufzeigen. Diese verliefen teils parallel, überlagerten sich teils aber auch und wurden nicht selten von jüngeren Wegeführungen überprägt. Ein Großteil dieser alten Verkehrswegerelikte liegt heute weitgehend vergessen und versteckt in den dicht bewaldeten Hangbereichen des Zellertals.
Altwege im Zellertal
Vor Ort im Gelände zeichnen sich die Wegetrassen teils sehr unterschiedlich ab. Neben wenig markanten, oft stark überwachsenen Altwegen, finden sich tief eingeschnittene Hohlwege sowie teils aufwendig ausgebaute Straßenbefestigungen.
Ein markant ausgeprägter Hohlweg lässt auf eine einstmals intensive Nutzung schließen.
Im dichten Unterholz fand sich ein alter Grenzstein…
Aufwendig ausgebaut war offenbar die alte Brudersteig, die zu jener klerikalen Niederlassung führte, die der Sage nach einst vom letzten Greifensteiner gegründeten worden sein soll. Dort, wo wenige Überprägungen durch jüngeren Wegebau stattfanden, fanden sich überraschend gut erhaltene Reste einer alten Straßenbefestigung.
Im oberen Talschluss führte unweit der ehemaligen Burg Stahleck ein alter Weg auf die Hochfläche.
Während der frühen Neuzeit scheint die Trasse stellenweise aufwendig ausgebaut worden zu sein, wie eiserne Straßenbegrenzungen deutlich aufzeigen.
Bereits vor Jahrzehnten spülten extreme Niederschläge dort Teile einer aufwendig gesetzten Straßenpflasterung aus unbearbeiteten Kalksteinen frei, wovon ältere Anwohner noch lebhaft zu berichten wissen. Mittels eines kleinen Sondageschnitts konnte dieser Straßenkörper nun wissenschaftlich erfasst und dokumentiert werden. Spannend bleibt vorerst, ob sich anhand einiger im Bereich der Pflasterung erfasster Keramikscherben sowie entnommener Sedimentproben künftig konkretere Angaben zu Nutzungszeit dieses Aufstiegs werden machen lassen.
Die Untersuchung im Zellertal bildet den Auftakt einer umfassenderen Analyse der historischen Verkehrsverbindungen im oberen Echaztal sowie in dessen Seitentälern, deren Ausformung und Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte in den nächsten Jahren besser nachvollzogen und detaillierter eingeordnet werden sollen.
Samstag, 12.02.2022
Historische Wasserwirtschaft in Pfullingen
Foto: Harry Pokk
Den Spuren historischer Wasserwirtschaft in Pfullingen, entlang der alten Mühlkanäle und vorbei an mittelalterlichen Mühlenstandorten und neuzeitlichen Industrieanlagen bis in das Gebiet der Pfullinger Wässerwiesen in der Echazaue, folgte eine aus Studierenden und weiteren Interessierten bestehende Exkursionsgruppe der Universität Tübingen.
Historische Wasserwirtschaft in Pfullingen
Den Spuren historischer Wasserwirtschaft in Pfullingen, entlang der alten Mühlkanäle und vorbei an mittelalterlichen Mühlenstandorten und neuzeitlichen Industrieanlagen bis in das Gebiet der Pfullinger Wässerwiesen in der Echazaue, folgte eine aus Studierenden und weiteren Interessierten bestehende Exkursionsgruppe der Universität Tübingen.
Den Auftakt des Tages bildete der Besuch der Baumannschen Mühle, dem heutigen Mühlen- und Trachtenmuseum in Pfullingen. In den der Echaz zugewandten Teil des Gebäudes wurde die technische Einrichtung der Mühle Haydt eingebaut, die noch bis Ende der 1970er Jahre in Betrieb war. Unter fachkundiger Führung durch Herrn Eberhard Gröner konnte dort das voll funktionstüchtige Mühlrad in Betrieb genommen und das komplexe System des über vier Stockwerke reichenden Mahlwerks besichtigt werden.
Vorbei am spätmittelalterlichen Pfullinger Schlössle ging es danach geführt durch Frau Prof. Waltraut Pustal, Vorsitzende des Pfullinger Geschichtsvereins, entlang des Pfullinger Wassererlebnispfads und dem komplexen System der Mühlkanäle folgend zum Klostersee, dem einstigen Industriegelände der Baumwollweberei Gebr. Burkhardt. Dem sogenannten 3/8-Kanal folgend passierte die Gruppe den gut erhaltenen Fachwerkbau der ehemaligen Volk’schen Mühle, passierte oberhalb davon das heute weitgehend modern überprägte Areal der einstigen greifensteinischen Oberen Burg und erreichte schließlich die bereits im 13. Jahrhundert so bezeichneten „Wässerwiesen“ im NSG Echazaue. Dort konnten die Relikte der in das Mittelalter zurückreichenden und bis in das 19./20. Jahrhundert überdauernden traditionellen Kulturlandschaftsnutzung in Form alter Bewässerungskanäle sowie erhaltener und rekonstruierter Stellfallen betrachtet werden, die zur Regulierung des Wasserstandes dienten.
Über die sogenannte Urfall und entlang des 5/8-Kanals ging es schließlich zurück in das Pfullinger Stadtgebiet, vorbei an der Fabrikaten-Villa Laiblin sowie über das Areal des Mitte des 13. Jahrhunderts gegründeten Pfullinger Klarissenklosters mit seiner in Teilen erhaltenen Klosterkirche.
Mittwoch, 22.12.2021
Ein kleiner Rückblick zum Jahresende…
Im Herbst 2020 führte die Abteilung für Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen zusammen mit verschiedenen Projektpartnern erste Ausgrabungen in der zuvor wenig bekannten spätmittelalterlichen Klosterwüstung am „Brudersteig“ bei Lichtenstein-Unterhausen durch. An der ehemaligen klerikalen Niederlassung, die zumeist lediglich als „bescheidene Waldklause“ eingeschätzt wurde und der Sage nach vom „letzten Greifensteiner“ gegründet worden sein soll, konnten beachtliche Reste der ehemaligen Bebauung erfasst werden, die auf mehrere hochwertig ausgestattete Gebäude sowie eine massive Umfassungsmauer verweisen.
Freitag, 26.11.2021
Vortrag beim Geschichtsverein Pfullingen e.V.
Foto: Dr. Gabriele Böhm
Unter dem Titel „Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer? – Ein neues Forschungsprojekt zur Archäologie und Geschichte der Herren von Greifenstein im oberen Echaztal“ stellte Projektleiter Michael Kienzle unter verschärften Pandemie Bedingungen auf der öffentlichen Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins das Konzept und die bisherigen Ergebnisse des Greifenstein-Projekts vor. Im Anschluss überreichte die Vorsitzende Prof. Waltraud Pustal im Namens des Geschichtsvereins Pfullingen einen Spendencheck zur Unterstützung der weiteren Forschungsarbeit.
Vortrag beim Geschichtsverein Pfullingen e.V.
Unter dem Titel „Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer? – Ein neues Forschungsprojekt zur Archäologie und Geschichte der Herren von Greifenstein im oberen Echaztal“ stellte Projektleiter Michael Kienzle unter verschärften Pandemie Bedingungen auf der öffentlichen Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins das Konzept und die bisherigen Ergebnisse des Greifenstein-Projekts vor. Erwähnung fanden insbesondere die vielfältigen Anknüpfungspunkte und Wechselbeziehungen der Greifensteiner Herrschaft in Bezug auf das mittelalterliche Pfullingen. Im Anschluss überreichte die Vorsitzende Prof. Waltraud Pustal im Namens des Geschichtsvereins einen Spendencheck zur Unterstützung der weiteren Forschungsarbeit.
Freitag, 29.10.2021
Vortrag beim Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V.
Foto: Gert Lindemann
Unter dem Titel „Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer? – Neue Forschungen zur Archäologie und Geschichte der Herren von Greifenstein“ referierte Projektleiter Michael Kienzle in einem reich bebilderten Vortrag auf der Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Heimatvereins über den Fortschritt des Greifenstein Projekts. Im Anschluss wurde intensiv über das Potential und die künftigen Vermittlungswege des Projekts diskutiert.
Vortrag beim Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V.
Unter dem Titel „Burgenbauer, Raubritter, Klostergründer? – Neue Forschungen zur Archäologie und Geschichte der Herren von Greifenstein“ referierte Projektleiter Michael Kienzle in einem reich bebilderten Vortrag auf der Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Heimatvereins über den Fortschritt des Greifenstein Projekts. Im Anschluss wurde intensiv über das Potential und die künftigen Vermittlungswege des Projekts diskutiert.
Günther Frick (2. Vorsitzender des GHV), Projektleiter Michael Kienzle und Bürgermeister Peter Nußbaum (1. Vorsitzender)
Foto: Gert Lindemann
Dienstag, 28.09.2021
Öffentliche Führung über die Ausgrabungsstelle auf der ehemaligen Burg Stahleck
Foto: Rainer Hipp
Wieder ein voller Erfolg war die in enger Zusammenarbeit mit Gemeinde und Geschichtsverein Lichtenstein organisierte Grabungsführung über die Burgstelle Stahleck, zu der sich an einem Dienstag Nachmittag über 40 interessierte Besucher zusammenfanden. Der bewusst werktags gewählte Führungstermin ermöglichte dieses Mal einen ganz unmittelbaren Einblick in die laufenden Grabungsarbeiten und die dabei zur Anwendung kommende archäologische Praxis. In einem rund einstündigen Rundgang über das Grabungsgelände erläuterte das Team der Universität Tübingen die neu gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der mittelalterlichen Burg Stahleck und deren bislang kaum bekannter Geschichte.
Öffentliche Führung über die Ausgrabungsstelle auf der ehemaligen Burg Stahleck
Wieder ein voller Erfolg war die in enger Zusammenarbeit mit Gemeinde und Geschichtsverein Lichtenstein organisierte Grabungsführung über die Burgstelle Stahleck, zu der sich an einem Dienstag Nachmittag über 40 interessierte Besucher zusammenfanden. Der bewusst werktags gewählte Führungstermin ermöglichte dieses Mal einen ganz unmittelbaren Einblick in die laufenden Grabungsarbeiten und die dabei zur Anwendung kommende archäologische Praxis. In einem rund einstündigen Rundgang über das Grabungsgelände erläuterte das Team der Universität Tübingen die neu gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der mittelalterlichen Burg Stahleck und deren bislang kaum bekannter Geschichte.
Zweite Grabungskampagne an der ehemaligen Burg Stahleck
Erneut nahm sich ein Team aus Tübinger Archäologen der zahlreichen offenen Fragen um die ehemalige Burg Stahleck im Talschluss des Zellertals an. Bereits vor einigen Monaten konnten im Rahmen einer ersten Grabungskampagne die Fundamente eines zentralen Baukörpers innerhalb der Kernburg sowie Hinweise auf eine ausgedehnte Vorburg erfasst werden.
Zweite Grabungskampagne an der ehemaligen Burg Stahleck
Erneut nahm sich ein Team aus Tübinger Archäologen der zahlreichen offenen Fragen um die ehemalige Burg Stahleck im Talschluss des Zellertals an. Bereits vor einigen Monaten konnten im Rahmen einer ersten Grabungskampagne die Fundamente eines zentralen Baukörpers innerhalb der Kernburg sowie Hinweise auf eine ausgedehnte Vorburg erfasst werden.
Auch im Zuge der zweiten Kampagne konnten zahlreiche neue Aufschlüsse bezüglich der ehemaligen Burg gewonnen werden. So wurden innerhalb des bereits im Juni untersuchten Vorburgareals erste in situ liegende Baustrukturen eines zumindest teilweise in Holzbauweise ausgeführten Gebäudes erfasst. Darauf, dass jenes über eine gehobenere Ausstattung verfügte, verweisen zahlreiche Bruchstücke von Ofenkacheln des 14. Jahrhunderts.
Innerhalb der Kernburg konnten ebenfalls mehrere Baustrukturen erfasst werden. So zeichnet es sich ab, dass diese von einer starken Umfassungsmauer umgeben war, deren Reste zumindest teilweise in den obertägig noch erkennbaren Burggraben verstürzten. Zahlreiche Fundstücke aus der Grabensohle – darunter Geschirrkeramik, Metallgegenstände, Tierknochen oder auch Bruchstücke von kostbaren Nuppengläsern – liefern einen unmittelbaren Einblick in den Alltag der Burgbewohner. Als Bestandteil ritterlicher Kriegsausrüstung konnte ein sorgsam gearbeitetes Ortband geborgen werden, dass sich einst an der Spitze der Schwertscheide eines der Burgbewohner befunden haben mag.
Über dem steil abfallenden Felssporn der Kernburg konnten in mehreren Schnitten Abschnitte der Grundmauern eines etwa 10 x 10 m messenden Hauptgebäudes der Burg erfasst werden. Dieses verfügte wahrscheinlich über einen massiven, in zwei Räume unterteilten Unterbau sowie über ein in Fachwerkbauweise aufgesetztes Obergeschoss. Ältere Planierschichten mit Fundmaterial aus der Mitte des 13. Jahrhunderts verweisen allerdings darauf, dass es sich im Falle des erfassten Baukörpers vermutlich nicht um den Baubestand der ersten Burgengründung an dieser Position handelt. Vielmehr dürfte hierbei eine sekundäre Nutzungsphase, also ein Neubau der Burganlage greifbar werden, der vielleicht noch im ausgehenden 13. oder im frühen 14. Jahrhundert erfolgte. Welche historischen Entwicklungen einem solchen Neubau zugrunde gelegen haben könnten, soll die nun über das Winterhalbjahr folgende Auswertung der Grabungskampagne klären.
Montag, 16.08.2021
Bauforschung in der Johanneskirche Unterhausen
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu den Methoden der archäologischen Bauforschung konnten Tübinger Studenten unter fachkundiger Anleitung von Tilmann Marstaller die Johanneskirche in Unterhausen untersuchen, zu deren historischer Bausubstanz bislang noch so manche Frage unbeantwortet bleiben musste. Unterstützung erfuhr das Tübinger Archäologen Team hierbei dankenswerterweise durch Kirchengemeinde und Geschichtsverein.
Bauforschung in der Johanneskirche Unterhausen
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu den Methoden der archäologischen Bauforschung konnten Tübinger Studenten unter fachkundiger Anleitung von Tilmann Marstaller die Johanneskirche in Unterhausen untersuchen, zu deren historischer Bausubstanz bislang noch so manche Frage unbeantwortet bleiben musste. Unterstützung erfuhr das Tübinger Archäologen Team hierbei dankenswerterweise durch Kirchengemeinde und Geschichtsverein.
Zahlreiche Spekulationen ranken sich um die Unterhausener Kirche. Eine Krypta des 10. Jahrhunderts soll es dort gegebenen haben und ein Wachturm der Greifensteiner sei der heutige Kirchturm während des 13. Jahrhunderts angeblich gewesen. Neuere bauarchäologische Untersuchungen können dies jedoch nicht bestätigen. Nichtsdestotrotz scheint die Kirche noch so manches Geheimnis zu bergen. So finden sich mehrfach mittelalterliche Dachziegel wohl eines Vorgängerbaus im Mauerwerk des Turms. In dessen Innenraum haben gut erhaltene Reste mittelalterlichen Holzgerüstbaus überdauert. Bereits 2010 konnten überdies vor dem Hintergrund einer archäologischen Baubegleitung unter dem heutigen Fußboden Fundamentmauerzüge älterer Bauphasen erfasst werden. An mehreren Stellen entnommene Holzproben sollen nun mithilfe der Dendrochronologie konkretere Aufschlüsse zur Entstehungszeit des Kirchturms sowie zu dessen baulicher Entwicklung über die Jahrhunderte liefern.
Mittwoch, 30.06.2021
Tübinger Studierende werten die Fundkeramik der Greifensteiner Burgen aus
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu keramischem und nicht keramischem Fundgut von Burgen der Schwäbischen Alb und des oberen Neckartals konnten im Sommer 2021 größere Bestände an Geschirrkeramik und Metallfunden aus dem Kontext der Greifensteiner Burgengruppe einer näheren Begutachtung unterzogen werden.
Tübinger Studierende werten die Fundkeramik der Greifensteiner Burgen aus
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung der Abteilung für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit zu keramischem und nicht keramischem Fundgut von Burgen der Schwäbischen Alb und des oberen Neckartals konnten im Sommer 2021 größere Bestände an Geschirrkeramik und Metallfunden aus dem Kontext der Greifensteiner Burgengruppe einer näheren Begutachtung unterzogen werden.
„Vom Kochtopf bis zum Kachelofen“ – Durch die Analyse der zahlreichen Keramikfragmente und weiterer Fundstücke können nicht nur relativ genaue Angaben zur Entstehungs- und Nutzungszeit der einzelnen Burganlagen gemacht werden, auch weitreichende Aussagen zur Alltagskultur beziehungsweise dem alltäglichen Leben der Menschen des Mittelalters und der in diesem Zusammenhang genutzten Utensilien und Gebrauchsgegenstände können getroffen werden. So eröffnet die Untersuchung der Sachkultur letztendlich ein kleines, aber doch sehr unmittelbares Fenster in die damalige Lebensrealität.
Dienstag, 22.06.2021
Ortstermin auf der archäologischen Ausgrabung an der ehemaligen Burg Stahleck
Foto: Dr. Gabriele Böhm
Zum Abschluss der Grabungskampagne wurden die freigelegten Befunde dem breiten Unterstützerkreis des Greifenstein Projekts präsentiert. Zu einem „offiziellen“ Ortstermin versammelten sich ausgewählte Vertreter der beteiligten Institutionen und Vereine, darunter Bürgermeister Peter Nußbaum und Maren Greher von Seiten der Gemeinde Lichtenstein, Günther Frick, Joachim Erbe und Dieter Bertsch vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein, Dr. Jonathan Scheschkewitz und Dr. Mathias Hensch vom Landesamt für Denkmalpflege, Karl-Philipp Fürst von Urach, Matthias Bauer vom Kreisarchiv Reutlingen, Stadtarchivar Stefan Spiller aus Pfullingen, Förster Christian Knecht sowie Dr. Dorothee Ade und Andreas Willmy vom IKU Institut für Kulturvermittlung GbR.
Ortstermin auf der archäologischen Ausgrabung an der ehemaligen Burg Stahleck
Zum Abschluss der Grabungskampagne wurden die freigelegten Befunde dem breiten Unterstützerkreis des Greifenstein Projekts präsentiert. Zu einem „offiziellen“ Ortstermin versammelten sich ausgewählte Vertreter der beteiligten Institutionen und Vereine, darunter Bürgermeister Peter Nußbaum und Maren Greher von Seiten der Gemeinde Lichtenstein, Günther Frick, Joachim Erbe und Dieter Bertsch vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein, Dr. Jonathan Scheschkewitz und Dr. Mathias Hensch vom Landesamt für Denkmalpflege, Karl-Philipp Fürst von Urach, Matthias Bauer vom Kreisarchiv Reutlingen, Stadtarchivar Stefan Spiller aus Pfullingen, Förster Christian Knecht sowie Dr. Dorothee Ade und Andreas Willmy vom IKU Institut für Kulturvermittlung GbR.
Samstag, 19.06.2021
Vereinsübergreifende Führung über das Grabungsareal auf Burg Stahleck
Foto: Rainer Hipp
Am Samstag Nachmittag fand eine in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. sowie dem GHV Lichtenstein e.V. organisierte Führung für Vereinsmitglieder und weitere interessierte Gäste über das Grabungsgelände statt. Rund 50 Personen fanden sich zu diesem Anlass auf dem Areal der ehemaligen Burg Stahleck zusammen.
Vereinsübergreifende Führung über das Grabungsareal auf Burg Stahleck
Am Samstag Nachmittag fand eine in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. sowie dem GHV Lichtenstein e.V. organisierte Führung für Vereinsmitglieder und weitere interessierte Gäste über das Grabungsgelände statt. Rund 50 Personen fanden sich zu diesem Anlass auf dem Areal der ehemaligen Burg Stahleck zusammen.
Grabungsführung für Mitarbeiter des SFB 1070 „RessourcenKulturen“ auf Burg Stahleck
In enger Zusammenarbeit zwischen landesgeschichtlicher und archäologischer Forschung untersuchen die Wissenschaftler der Universität Tübingen innerhalb des Sonderforschungsbereichs das komplexe Ressourcengefüge mittelalterlicher Burgen und Klöster.
Grabungsführung für Mitarbeiter des SFB 1070 „RessourcenKulturen“ auf Burg Stahleck
In enger Zusammenarbeit zwischen landesgeschichtlicher und archäologischer Forschung untersuchen die Wissenschaftler der Universität Tübingen innerhalb des Sonderforschungsbereichs das komplexe Ressourcengefüge mittelalterlicher Burgen und Klöster.
Zu feiern gab es an diesem Tag auf Burg Stahleck außerdem die erfolgreiche Bewilligung dringend benötigter finanzieller Mittel durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, durch die auch das Greifenstein Projekt in den nächsten Jahren auf ein stabiles Fundament zurückgreifen kann!
Von links nach rechts: Prof. Dr. Rainer Schreg, Michael Kienzle M.A., Moritz Foth B.A., Christian Kübler M.A., Jonas Fröhlich M.A., Sophie Prasse M.A., PD Dr. Lukas Werther, Prof. Dr. Sigrid Hirbodian, Michael Weidenbacher M.A.
Im Juni 2021 konnte eine erste Grabungskampagne an der bislang kaum erforschten Burgstelle Stahleck hoch über dem Talschluss des Zellertals durchgeführt werden. Zuvor hatten dort durchgeführte Geländeuntersuchungen Hinweise auf die Position im Boden erhaltener Mauerzüge ergeben.
Erste Grabungskampagne an der Burgstelle Stahleck
Im Juni 2021 konnte eine erste Grabungskampagne an der bislang kaum erforschten Burgstelle Stahleck hoch über dem Talschluss des Zellertals durchgeführt werden. Zuvor hatten dort durchgeführte Geländeuntersuchungen Hinweise auf die Position im Boden erhaltener Mauerzüge ergeben.
Spuren des adeligen Lebens am Albrand im Mittelalter
Rege Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger
In dem interdisziplinären Forschungsprojekt, das neben den Burgen auch die Wurzeln der regionalen Kulturlandschaft erforscht, ist Citizen Science ein zentraler Bestandteil. Lokale Vereine, Gemeinden und interessierte Bürgerinnen und Bürger partizipieren aktiv an den Forschungen. So wurde auch die gerade abgeschlossene Grabungskampagne auf der Burg Stahleck maßgeblich von Gemeinde und Geschichtsverein Lichtenstein unterstützt. Die Ausgrabungen an der Burganlage, auf der im 13. und 14. Jahrhundert aller Wahrscheinlichkeit nach ritterliche Dienstleute der Herren von Greifenstein lebten, haben zahlreiche überraschende Ergebnisse erbracht.
Obwohl heute außer einem tiefen Graben obertägig fast nichts mehr sichtbar ist, haben sich im Boden umfangreiche Reste erhalten. In der Hauptburg gelang es dem Grabungsteam, das steinerne Fundament eines mächtigen Gebäudes an der Spornspitze freizulegen, das als standesgemäßer repräsentativer Wohnbau genutzt worden sein dürfte. Im Inneren fanden sich neben Abfällen der Burgbewohner des 13. Jahrhunderts – darunter besonders Fragmente von Keramikgefäßen aus der Burgküche und von der herrschaftlichen Tafel – auch umfangreiche Reste der ehemaligen Dachdeckung aus Ziegeln. Besonders die zahlreichen Ofenkacheln verweisen auf die adelige Wohnkultur, da rauchfreie Kachelöfen in dieser Zeit noch weitgehend den sozialen Eliten vorbehalten waren. Die standesgemäße Fortbewegung zu Pferde beleuchten außerdem Metallteile von Pferdegeschirr. Die bisherige Forschungsmeinung einer unbedeutenden, möglicherweise nur aus Holz bestehenden Anlage, konnte damit korrigiert werden.
Entdeckung einer Vorburg
Neben dem Wohnbereich der Burgherren wurde auch die Vorburg archäologisch untersucht. Dort spielte sich im Mittelalter das wirtschaftliche Leben ab, und es sind Ställe und Scheunen, Werkstätten, Backöfen sowie Wohnhäuser der Bediensteten zu erwarten. Vor Beginn der Grabungen war die Stahlecker Vorburg der Forschung allerdings gänzlich unbekannt, und es galt, erste Anhaltspunkte für ihre Existenz, Nutzung und Bebauung zu gewinnen.
Die Ausgrabungen brachten unter Anderem große Mengen von Brandschutt zu Tage. Der bei extremen Temperaturen verbrannte und teilweise verschlackte Lehm zeigt zahlreiche Abdrücke von Hölzern unterschiedlicher Art. Es dürfte sich daher um die Reste eines oder mehrerer abgebrannter Fachwerkgebäude handeln, die aller Wahrscheinlichkeit nach in der Vorburg standen. Das eingebettete Fundmaterial datiert in das 14. Jahrhundert und damit in die Spätphase der Herrschaft Greifenstein. Die nun anstehenden Analysen müssen zeigen, ob ein Zusammenhang mit der schriftlich überlieferten Zerstörung der Greifensteiner Burgen im Jahr 1311 bestehen könnte.
Eine Sichtung der vorhandenen Geländespuren sowie mancherorts erhaltener Baureste an der mutmaßlichen Stammburg des Greifensteiner Geschlechts lässt eine insgesamt viel größere Ausdehnung der Anlage erahnen als bislang angenommen. Mehrfach ergaben sich Hinweise auf noch erhaltene, jedoch von Hangschutt überdeckte Bausubstanz.
Baubefunde am Unteren Greifenstein
Eine Sichtung der vorhandenen Geländespuren sowie mancherorts erhaltener Baureste an der mutmaßlichen Stammburg des Greifensteiner Geschlechts lässt eine insgesamt viel größere Ausdehnung der Anlage erahnen als bislang angenommen. Mehrfach ergaben sich Hinweise auf noch erhaltene, jedoch von Hangschutt überdeckte Bausubstanz.
Dokumentation eines behauenen und offenbar von reichlich Gebäudeversturz umgebenen Tuffsteinquaders in Originallage südlich unterhalb des Kernburgfelsens.
Die erhaltenen Reste von Kernmauerwerk an der Südwestseite des Burgfelsens, Reste von Fundamentmauerwerk im Nordhang und geringfügige Reste von Fundamentmauerwerk in einer Felsspalte am nordwestlichen Abschnitt des Burgfelsens sind deutliche, wenn auch von einem stetig fortschreitenden Bestandsverlust bedrohte Zeugen der baulichen Ausformung der einstigen Greifensteiner Stammburg. Ein sorgfältig behauener Tuffsteinquader, der vielleicht einer architektonisch ausgestalteten Mauerecke, oder auch einer Fenster- oder Türumfassung entstammen könnte, fand sich überdies im Hang nordöstlich unterhalb des Burgfelsens.
Sonntag, 24.01.2021
Winter am Brudersteig
Ein winterlicher Survey erbrachte grundsätzliche Aufschlüsse zur Situation am Brudersteig während der kälteren Jahreszeit und zugleich Hinweise bezüglich der Begehbarkeit potentieller Altwege im Talschluss des Zellertals.
Winter am Brudersteig
Ein winterlicher Survey erbrachte grundsätzliche Aufschlüsse zur Situation am Brudersteig während der kälteren Jahreszeit und zugleich Hinweise bezüglich der Begehbarkeit potentieller Altwege im Talschluss des Zellertals.
Standort der ehemaligen geistlichen Niederlassung am Brudersteig
Stark verschneite Altwegtrasse als Teil des Aufstiegs durch das Zellertal unterhalb der ehemaligen Burg Stahleck
Von einer dicken Schneeschicht bedeckte Trasse des heutigen Waldwegs „Brudersteig“
Donnerstag, 01.10.2020
Ortstermin und Grabungsführung am Brudersteig
Foto: Dr. Gabriele Böhm
Zum Abschluss der Grabungskampagne wurden die freigelegten Befunde dem breiten Unterstützerkreis des Greifenstein Projekts vorgeführt. Den Auftakt bildete ein „offizieller“ Ortstermin, zum dem Vertreter der beteiligten Institutionen und Vereine geladen waren, darunter Bürgermeister Peter Nußbaum, die Lichtensteiner Gemeinderäte Alfons Reiske und Rolf Goller, Günther Frick, Joachim Erbe und Dieter Bertsch vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein, Karl-Philipp Fürst von Urach, die Tübinger Professorin für Mittelalterarchäologie Dr. Natascha Mehler, Kreisarchivar Dr. Marco Birn für den Landkreis und Förster Christian Knecht.
Im Anschluss folgte eine in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. sowie dem GHV Lichtenstein e.V. organisierte Führung für Vereinsmitglieder und weitere Interessierte über das Grabungsgelände.
Ortstermin und Grabungsführung am Brudersteig
Zum Abschluss der Grabungskampagne wurden die freigelegten Befunde dem breiten Unterstützerkreis des Greifenstein Projekts vorgeführt. Den Auftakt bildete ein „offizieller“ Ortstermin, zum dem Vertreter der beteiligten Institutionen und Vereine geladen waren, darunter Bürgermeister Peter Nußbaum, die Lichtensteiner Gemeinderäte Alfons Reiske und Rolf Goller, Günther Frick, Joachim Erbe und Dieter Bertsch vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein, Karl-Philipp Fürst von Urach, die Tübinger Professorin für Mittelalterarchäologie Dr. Natascha Mehler, Kreisarchivar Dr. Marco Birn für den Landkreis und Förster Christian Knecht.
Im Anschluss folgte eine in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. sowie dem GHV Lichtenstein e.V. organisierte Führung für Vereinsmitglieder und weitere Interessierte über das Grabungsgelände.
Foto: Dieter Bertsch
Foto: Eva Suchan
Im Anschluss lockte die Führung für einen breiteren Personenkreis zahlreiche Vereinsmitglieder, Wissenschaftskollegen und weitere Interessierte auf das Grabungsgelände.
Im September fanden erste archäologische Ausgrabungen an der vermuteten Klosterwüstung im Gewann „Brudersteig“ bei Lichtenstein-Unterhausen statt, die nicht nur Hinweise auf eine größere Anlage erbrachten, sondern auch auf eine durchaus gehobene Ausstattung derselben schließen lassen.
Archäologische Ausgrabung am Brudersteig
Im September fanden erste archäologische Ausgrabungen an der vermuteten Klosterwüstung im Gewann „Brudersteig“ bei Lichtenstein-Unterhausen statt, die nicht nur Hinweise auf eine größere Anlage erbrachten, sondern auch auf eine durchaus gehobene Ausstattung derselben schließen lassen.
In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnten bereits im Sommer 2020 geophysikalische Prospektionen an verschiedenen Objekten der Greifensteiner Herrschaft durchgeführt werden. Eine erste im Rahmen des SFB 1070 „Ressourcen Kulturen“ geförderte und durch lokale Akteure unterstützte Grabungskampagne fand nun im September am „Brudersteig“, einer mutmaßlichen, in der Forschung bislang kaum bekannten Klosterwüstung bei Unterhausen statt. Die hierbei erfassten Funde und Befunde lassen nicht nur einen offenbar beachtlichen Baubestand sowie eine gehobene Ausstattung erkennen, die weit über die bisherige Einschätzung der Anlage als bescheidene Waldklause hinausreichen, sondern legen darüber hinaus den Verdacht nahe, es könne sich um eine potentielle Eigenklostergründung des lokalen Adels handeln. Im Rahmen weiterer Untersuchungen werden in den kommenden Jahren insbesondere Zeitstellung, Gesamtausdehnung, bauliche Ausgestaltung sowie ganz allgemein die historisch-funktionale Einordnung der Anlage konkreter zu klären sein.
Herzlicher Dank für die logistische Unterstützung vor Ort gilt den Mitarbeitern des Forstreviers Lichtenstein sowie dem Schützenverein Unterhausen!
Sonntag, 23.08.2020
Kultursommer 2020
Foto: Dieter Bertsch
Auch die zweite Führung zu den Greifensteiner Burgen fand erneut reges Interesse und lockte wieder mehr als 30 Besucher auf die dortigen Ruinen. Eingeladen hatten der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein sowie das Kreisarchiv Reutlingen im Rahmen des Kultursommers 2020.
Kultursommer 2020
Foto: Dieter Bertsch
Foto: Dieter Bertsch
Foto: Dieter Bertsch
Auch die zweite Führung zu den Greifensteiner Burgen fand erneut reges Interesse und lockte wieder mehr als 30 Besucher auf die dortigen Ruinen. Eingeladen hatten der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein sowie das Kreisarchiv Reutlingen im Rahmen des Kultursommers 2020.
Geophysikalische Untersuchung der Klosterwüstung am „Brudersteig“
In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnte eine geophysikalische Untersuchung der großflächigen Terrassierung am Brudersteig durchgeführt werden, auf der sich einst eine geistliche Niederlassung bislang unbestimmter Ausdehnung, Zeitstellung und Ordenszugehörigkeit befand.
Geophysikalische Untersuchung der Klosterwüstung am „Brudersteig“
In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnte eine geophysikalische Untersuchung der großflächigen Terrassierung am Brudersteig durchgeführt werden, auf der sich einst eine geistliche Niederlassung bislang unbestimmter Ausdehnung, Zeitstellung und Ordenszugehörigkeit befand.
Unterstützt durch die Mitarbeiter des Forstreviers Lichtenstein konnte das Areal zunächst von Unterholz befreit und daraufhin mittels Bodenradar und elektromagnetischer Induktion untersucht werden. Neben Hinweisen auf mehrere Gebäudestandorte und Mauerverläufe ergaben die geophysikalischen Untersuchungen auch Hinweise auf einen Gebäudegrundriss, bei dem es sich seiner Form nach durchaus um eine ehemalige Kapelle handeln könnte.
Erwähnenswert ist auch die naturräumliche Schönheit, die die hinteren Abschnitte des stillen Zellertals bewahren konnte, dessen dicht bewaldete Steilhänge zahlreichen Arten wichtige Rückzugsräume bieten.
Dienstag, 04.08.2020
Altfunde im Unterhausener Rathaus
Mitglieder des GHV Lichtenstein und Projektleiter Michael Kienzle sichten gemeinsam mit den Herren Schönwälder und Eisler vom Lichtensteiner Gemeindearchiv Fundstücke, die vor rund 30 Jahren am Brudersteig geborgen wurden.
Altfunde im Unterhausener Rathaus
Mitglieder des GHV Lichtenstein und Projektleiter Michael Kienzle sichten gemeinsam mit den Herren Schönwälder und Eisler vom Lichtensteiner Gemeindearchiv Fundstücke, die vor rund 30 Jahren am Brudersteig geborgen wurden.
Es finden sich reichlich Bruchstücke von Geschirrkeramik, welche einer ersten Durchsicht zufolge wohl einem Zeitraum vom späten 13. bis in das 16. Jahrhundert hinein entstammen dürfte. Auch Fragmente von Ofenkeramik, Bruchstücke von Dachziegeln sowie solche eines großformatigen Mahlsteins sind vorhanden.
Eine genauere Untersuchung der Funde soll künftig weitere Rückschlüsse bezüglich der funktionalen und chronologischen Einordnung der klerikalen Niederlassung am Brudersteig ermöglichen.
Im Rahmen des Kultursommerprogramms 2020 fand in Kooperation zwischen dem Kreisarchiv des Landkreises Reutlingen und dem Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein eine Führung zu den Greifensteiner Burgen statt.
Kultursommer 2020
Im Rahmen des Kultursommerprogramms 2020 fand in Kooperation zwischen dem Kreisarchiv des Landkreises Reutlingen und dem Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein eine Führung zu den Greifensteiner Burgen statt.
Projektleiter und Burgenexperte Michael Kienzle erläuterte knapp 35 geschichtsinteressierten Besuchern die historischen Begebenheiten sowie die Besonderheiten der Ruinen der beiden Burgen Oberer und Unterer Greifenstein.
Geophysikalische Untersuchung an der Burgstelle Stahleck
In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnte eine geophysikalische Untersuchung der Burgstelle Stahleck und im näheren Vorfeld der Burg erfolgen.
Geophysikalische Untersuchung an der Burgstelle Stahleck
In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnte eine geophysikalische Untersuchung der Burgstelle Stahleck und im näheren Vorfeld der Burg erfolgen.
Mittels Bodenradar und elektromagnetischer Induktion untersucht Geophysiker Dr. Harald von der Osten das Gelände der ehemaligen Burg Stahleck mitsamt dem tief eingeschnittenen Burggraben und einem im Vorfeld vermuteten Vorburgareal.
Freitag, 03.07.2020
Erste tachymetrische Einmessungen am Brudersteig und an der Burgstelle Stahleck
Erstaunlich großflächig zeigte sich die jüngst vom Unterholz befreite, ansonsten zumeist dicht überwucherte Terrassierung am Brudersteig…
Erste tachymetrische Einmessungen am Brudersteig und an der Burgstelle Stahleck
Erstaunlich großflächig zeigte sich die jüngst vom Unterholz befreite, ansonsten zumeist dicht überwucherte Terrassierung am Brudersteig…
Von dichtem Unterholz musste auch das Areal der Burg Stahleck befreit werden, bevor mit dem Einmessen begonnen werden konnte. Dank gebührt hierfür insbesondere den Mitarbeitern des Forstreviers Lichtenstein, die tatkräftig mit anpackten!
Samstag, 04.11.2019
Auf den Spuren regionaler Adelsherrschaft…
…bewegten wir uns am Sonntag den 24. November im Rahmen einer vereinsübergreifenden Exkursion mit Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. und des Geschichtsvereins Pfullingen e.V. durch das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Greifenstein.
Auf den Spuren regionaler Adelsherrschaft…
…bewegten wir uns am Sonntag den 24. November im Rahmen einer vereinsübergreifenden Exkursion mit Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. und des Geschichtsvereins Pfullingen e.V. durch das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Greifenstein.
In erfreulich großer und bunt gemischter Runde und bei besten Wetterbedingungen wurden mehrere Ziele besichtigt. Den Auftakt des Exkursionstags bildete die Besichtigung der Kirche des ehemaligen Klarissenklosters Pfullingen. Dort wurden zunächst die bauhistorischen Besonderheiten im Außenbereich unter den fachkundigen Ausführungen Tilmann Marstallers erläutert, bevor im Innenraum anschließend die sehenswerten Wandmalereien des späten 13. Jahrhunderts bestaunt werden konnten. Weiter ging es dann geführt von Michael Kienzle zum „abenteuerlichen Teil“ des Tages in das abgelegene Zellertal bei Unterhausen, wo nach kurzem Fußmarsch und durch dichtes Unterholz hindurch die kaum bekannte Klosterwüstung am Brudersteig erkundet wurde.
Drittes Tagesziel war die Johanneskirche in Unterhausen an, um die sich vor allem von Seiten der Lokalforschung zahlreiche Spekulationen ranken. Einen „Wehrturm“ des ausgehenden 12. Jahrhunderts soll es dort gegeben haben, ebenso einen Kirchenbau des 10. Jahrhunderts mitsamt darunter liegender Krypta. Nach einer Besichtigung der mittelalterlichen Wehrmauer des befestigten Kirchhofs konnten wir erfreulicherweise nicht nur den Innenraum der Kirche, sondern auch deren unterkellerte Sakristei besichtigen, die man extra hierfür geöffnet hatte.
Nachmittags wurde die „Greifensteiner Burgengruppe“ selbst besichtigt. Hierbei ging es zunächst auf den markanten Burgstein, der eine bis heute umstrittene Burganlage getragen haben soll. Nachdem dort sämtliche Auffälligkeiten im Gelände diskutiert worden waren, sorgte eine überraschende Fundmeldung von studentischer Seite für einen passenden Abschluss dieser Etappe.
Weiter ging es in den Kernbereich der mittelalterlichen Herrschaft Greifenstein, die den thematischen Rahmen des Exkursionstags bildete. Dort konnten wir an der oberen Burg Greifenstein die wechselvolle Entwicklung dieser Anlage nachvollziehen, infolge deren Zerstörung im 14. Jahrhundert sowie über mehrere, teils noch gut im Geländebefund ablesbare Grabungs- und Restaurierungsarbeiten jüngerer Zeit schließlich eine gut sanierte „Albvereinsruine“ entstand.
Den Abschluss des Tages bildete die Besichtigung der abgelegenen und zunächst sehr unscheinbar wirkenden Burgstelle Stahleck. Auch dort zeigte sich schnell, wie viele Details bei genauerem Blick noch im Gelände erkannt werden können. Deutlich wurde nicht zuletzt, welch breites Spektrum die Burgenlandschaft des oberen Echaztals zu bieten vermag.
Passend zum beginnenden Einbruch der Dämmerung und der heraufziehenden abendlichen Kälte beschlossen wir damit unser Tagesprogramm und können auf einen schönen und sehr gelungenen Exkursionstag zurückblicken.
Text M. Kienzle: gekürzte Version – Originaltext in: Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters Schloss Hohentübingen e.V. (Hrsg.), Informationen zur Archäologie des Mittelalters 19, 2019, 14-16.
Samstag, 21.09.2019
Archäologische Spuren am Brudersteig
Grün glasierte Napfkachel des späten 15. Jahrhunderts
Im Zuge einer ersten provisorischen Vermessung des Areals konnten im stark bewachsenen Hanganriss eines tief eingeschnittenen Holzabfuhrwegs Bruchstücke von mittelalterlichen Hohlziegeln sowie Fragmente eines Kachelofens des späten 15. Jahrhunderts entdeckt werden.
Archäologische Spuren am Brudersteig
Im Zuge einer ersten provisorischen Vermessung des Areals konnten im stark bewachsenen Hanganriss eines tief eingeschnittenen Holzabfuhrwegs Bruchstücke von mittelalterlichen Hohlziegeln sowie Fragmente eines Kachelofens des späten 15. Jahrhunderts entdeckt werden. Aus dem angeschnittenen Hang schien außerdem der Rest einer massiven, steinernen Umfassungsmauer herauszuragen!
Hier war es also gewissermaßen Glück im Unglück, dass ausgerechnet jene durch die Anlage des Holzabfuhrwegs angerichtete Zerstörung des archäologischen Bodendenkmals zugleich eindeutige Nachweise für dessen Existenz und damit einhergehend auch zu dessen korrekter Verortung auf der Hangterrasse am Brudersteig hervorbrachte.
Mittwoch, 04.09.2019
„Projektauftakt“ in Oberhausen beim GHV Lichtenstein und erste Exkursion zum „Brudersteig“
Erstes offizielles Treffen von Mitgliedern des GHV Lichtenstein und Projektinitiator Michael Kienzle – Die Konzeption des Greifenstein Projekts nimmt Gestalt an!
Im Anschluss erfolgte eine gemeinsame Exkursion zum „Brudersteig“, wo die Vereinsmitglieder Günther Frick, Dieter Bertsch und Joe Erbe allerhand von früheren Begebenheiten zu berichten wussten…
„Projektauftakt“ in Oberhausen beim GHV Lichtenstein und erste Exkursion zum „Brudersteig“
Rund 30 Jahre ist es mittlerweile her, seit auf der heute stark bewachsenen Hangterrasse am Brudersteig inoffizielle Nachforschungen stattfanden. Die anwesenden Mitglieder des Geschichtsvereins erinnerten sich noch an die damaligen Bestrebungen, die vor allem von dem Unterhausener Erwin Reiff „Essi“ vorangetrieben wurden. Sie konnten somit Einiges zu der lokal zwar wohlbekannten, in der Forschung erstaunlicherweise bislang aber kaum präsenten, geschweige denn zweifelsfrei lokalisierten geistlichen Niederlassung im Zellertal berichten. Diese soll der Sage nach einst vom „letzten Greifensteiner“ gegründet worden sein!