Der SFB 1070 RessourcenKulturen
Der interdisziplinäre Sonderforschungsbereich SFB 1070 RessourcenKulturen hat sich zum Ziel gesetzt, das ökonomische Verständnis von Ressourcen zu erweitern und zu erforschen, wie der Umgang mit Ressourcen soziale und kulturelle Dynamiken auslöst. Dem SFB 1070 gehören mehr als 20 Forschungsgruppen mit etwa 60 Wissenschaftlern an, darunter Archäologen, Ethnologen, Geographen, Historiker, Altphilologen und Wirtschaftshistoriker. In bisher nie möglicher Tiefe wird untersucht, unter welchen Bedingungen etwas zu einer Ressource wird und welche langfristigen Auswirkungen dies auf die Entstehung, den Erhalt und die Veränderung von Gesellschaften hat.
Zum einen spielen materielle Ressourcen wie natürliche Rohstoffe und Handelswaren eine Rolle, zum anderen können auch immaterielle Ressourcen wie Wissen oder soziale Beziehungen zu sinn- und identitätsstiftenden Konstrukten für Gesellschaften werden. Das Zusammenspiel von Materialien, Strukturen und Denksystemen innerhalb von Ressourcen-Komplexen ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt des SFB. Untersucht werden weiterhin gesellschaftliche Prozesse, die durch den Umgang mit Ressourcen ausgelöst werden können, wie etwa Migration, soziale Mobilität und Wohlstand, aber auch Zerstörungen und kriegerische Konflikte. Die Themen der Teilbereiche erstrecken sich über große Distanzen: vom heutigen Skandinavien bis zum südlichen Afrika, von der iberischen Halbinsel bis Südasien – und weite Zeiträume: von der Raumerschließung der Neandertaler und der prähistorischen Erzförderung auf der iberischen Halbinsel, der römischen Kolonisation im Mittelmeerraum und der Ressourcen-Vernichtung durch die Wikinger des Mittelalters bis hin zu Ressourcen in religiösen Kontexten im modernen Indien.
Ressourcenerschließung und Herrschaftsräume im Mittelalter:
Burgen und Klöster
Das Teilprojekt B03 widmete sich während der ersten Förderphase (2013-2017) schwerpunktmäßig den ökonomischen und spirituellen Ressourcen mittelalterlicher Klöster und des mit ihnen interagierenden Adels in Oberschwaben. In der zweiten Projektphase (2017-2021) standen Burg, niederadlige Herrschaftsbildung und Ressourcen der Kulturlandschaft zwischen Rems, Fils und Donau im Fokus des Interesses. Ziel des Teilprojekts war es stets, das Zusammenspiel von Burg und Kloster systematisch und vergleichend zu betrachten, um sozio-kulturelle, räumliche und zeitliche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Veränderungen der daran geknüpften RessourcenGefüge herauszuarbeiten. Dabei soll die individuelle Ausprägung spezifischer kloster- und burgengebundener RessourcenKulturen unterschiedlicher Akteursgruppen wie Hochadel und Niederadel beleuchtet werden. In der dritten Förderphase (2021-2025) soll der komparative und synthetisch-vergleichende Zugriff anhand von zwei weiteren lokalen Fallbeispielen interdisziplinär und detailliert beleuchtet und der Wandel der kleinräumigen RessourcenGefüge herausgearbeitet werden. Hierfür sind je eine Teiluntersuchung zu den Pfalzgrafen von Tübingen sowie zu den edelfreien Herren von Greifenstein vorgesehen, bei denen – mit unterschiedlichen Gewichtungen – gleichermaßen archäologische wie historische Zugriffe möglich sind.
Lage des Arbeitsgebiete der Förderphasen 1 bis 3 im Rahmen von Teilprojekt B03
Aufbauend auf den Erkenntnissen der beiden vergangenen Förderphasen, in denen deutlich wurde, welch grundlegende Bedeutung Klöster und Burgen jeweils als RessourcenKomplexe adliger Herrschaftsbildung besaßen, sollen nunmehr Burg und Kloster in ihrem Zusammenwirken als Teile adliger RessourcenKultur bei der Gestaltung und Entwicklung von Herrschaft untersucht werden. Die ältere Forschung sah hier die Aufgaben klar verteilt. Während seit dem 11. Jahrhundert der Adel begann, mit der Burg einen Mittelpunkt der sich räumlich manifestierenden Herrschaft zu gestalten und zugleich von hier aus sein (neues) Verständnis als dynastisch definiertes Herrschaftsgeschlecht zu zentrieren (die namengebende Stammburg als „Stein gewordenes Symbol der Dynastie“), wurde den im Umfeld der „Stammburg“ gegründeten Klöstern und/oder Stiften die Aufgabe als Familiengrablege und damit als Zentrum der Memoria für die Dynastie zugewiesen. Burg und Kloster hatten somit eine theoretisch paßgenaue Aufgabenverteilung als zentrale Ressourcen bei einer agnatischen, patrilinear verstandenen dynastischen Familien- und Herrschaftsbildung im Adel seit dem Hochmittelalter, die mit dem älteren, auf kognatischen Verwandtschaftsbeziehungen basierenden Sippenverständnis kontrastiert wurde, womit sich in Stammburg und Hauskloster das neue Dynastieverständnis des Adels dokumentiert hätte.
Die neuere Forschung hat dieses Modell jedoch auf vielfache Weise differenziert und weiterentwickelt. In diesem Zuge wurde deutlich, dass das agnatische Denken das kognatische nicht etwa ablöste, sondern zu diesem vielmehr hinzukam und jenes allmählich überlagerte, ohne dass die Vorstellung einer auch über die weiblichen Linien sich definierenden Sippe je ganz aufgegeben worden wären; im Gegenteil zeigt sich neben der Formierung der Dynastie die bewusste Beibehaltung und Gestaltung von verwandtschaftlichen Schwiegerverhältnissen in aller Deutlichkeit gerade im Konnubium des spätmittelalterlichen Adels. Ähnlich differenziert gestaltet sich dementsprechend auch die Burgenpolitik des Adels, die – wie jüngere Forschungen auch im Umfeld der Projektmitarbeiter gezeigt haben – keineswegs auf eine eindimensionale „Stammburg“-Bildung hinausläuft, sondern sich in vielfältiger Weise mit unterschiedlichen Burgen und von Burgen aus gestalteten Kernen der Herrschaftsbildung entwickelt, weiterentwickelt und gelegentlich auch wieder aufgibt. Burgen waren demnach nicht nur steingewordene Zentren von Adelsherrschaften im Sinne eines militärischen Ausgangs- und Fixpunktes zur Beherrschung eines Raumes, sondern konnten auf vielfache Weise zentralörtliche Funktionen erfüllen und damit herrschaftsbildend eingesetzt und gegebenenfalls auch wieder aufgegeben werden: zur Sicherung und Erschließung von Ungunstlagen und ökonomischen, als Verwaltungsmittelpunkt, als Handels- und Handwerkszentrum, als Herrschaftssymbol, als Bühne für adeliges Alltagsleben und entsprechenden Habitus und auch als sakrales Zentrum. Auch Klöster sind für den hoch- und spätmittelalterlichen Adel nicht nur geistliche Zentren zur Pflege der Memoria. Sie wurden vielmehr häufig zur Sicherung von Land und Herrschaft eingesetzt, indem sie als geistliche Einrichtungen Land vor dem Zugriff der Nachbarn sicherten und dabei zugleich über das Instrument der Vogtei der schenkenden Adelsfamilie eine neue, effektivere Beherrschung des Raumes ermöglichten. Sie konnten mit der Besetzung von Leitungsämtern den in den geistlichen Stand abgeschichteten Kindern eine standesgemäße und sichere, gleichwohl für die Familie nützliche und machtvolle Position verschaffen und konnten der eigenen Klientel den Zugang zu geistlichen Pfründen (und damit auch ökonomischen Ressourcen) sichern. Über diese Ressourcen als Herrschaftsinstrumente hinaus sind aber auch die sakralen Aufgaben als Investition in das Seelenheil der Stifter nicht zu vernachlässigen. Nur diese Bedeutung als RessourcenKomplex lässt die Unzahl an Klostergründungen durch den Adel und die enormen Landmassen, von denen dieser sich zu „trennen“ bereit fand, nachvollziehen.
Das Teilprojekt „Ressourcenerschließung und Herrschaftsräume im Mittelalter: Klöster und Burgen“ versucht von diesem aktuellen Forschungsstand ausgehend, die beiden zentralen Instrumente adliger Herrschaftsbildung und RessourcenKulturen über einen Zeitraum vom 11. bis in das 14./15. Jahrhundert hinein zu betrachten und in ihrem jeweiligen Bedeutungswandel zu untersuchen. Dies soll zunächst an zwei anfangs genannten Fallstudien erfolgen: erstens, mit einer historisch-archäologisch ausgerichteten Studie zu Burgen und Klöstern als Kernelementen der RessourcenKultur der Pfalzgrafen von Tübingen und zweitens mit einer archäologisch-historischen Studie zu Burgen und Klöstern als Kernelemente der RessourcenKultur der Herren von Greifenstein. In beiden Studien sollen die relevanten Burgen und Klöster zunächst einzeln untersucht werden, um die jeweiligen spezifischen räumlichen RessourcenKomplexe rekonstruieren und die daran geknüpfte Ressourcennutzung durch die Adelsfamilie bestimmen zu können. Im Anschluss werden die Anlagen in einer Zusammenschau auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen verglichen, um zu erforschen, wie die Adelsfamilien die individuellen Ressourcen ihrer unterschiedlichen Institutionen nutzten, um sie strategisch bestmöglich für ihre Herrschaftsbildung einzusetzen. Dabei wird außerdem zu klären sein, wie sich diese Ressourcennutzung im Sinne eines RessourcenGefüges in diachroner Perspektive veränderte und welche Faktoren für Gemeinsamkeiten und Unterschiede verantwortlich waren.
In der ersten Teiluntersuchung soll dies am Beispiel der (Pfalz-)Grafen von Tübingen untersucht werden, die – vermutlich aus dem nördlichen Schwarzwald stammend – im 12. Jahrhundert zu einer der mächtigsten Adelsfamilien Südwestdeutschlands aufstiegen und sich mit Burg und Stadt Tübingen ein Zentrum und einen namengebendem Herrschaftsmittelpunkt schufen. Ihre südwestdeutsche Einflusszone reichte vom Schwarzwald über die Schwäbische Alb bis nach Oberschwaben. Insbesondere als Klostergründer einiger bedeutender monastischer Einrichtungen des Mittelalters traten diese in Erscheinung. Durch die Untersuchung der verschiedenen bekannten und vermuteten Herrschaftszentren – Klöster, Burgen und z. T. auch Städte – der Pfalzgrafen von Tübingen in ihrem Entstehungskontext und ihrer Entwicklung als RessourcenKomplexe und RessourcenGefüge soll die RessourcenKultur einer der herausragendsten Adelsfamilie der Region nachvollzogen werden.
In der zweiten Teiluntersuchung sollen Burgen und Klöster als Kernelemente der RessourcenKultur der Herren von Greifenstein untersucht werden. Mit diesen lässt sich am Nordrand der Schwäbischen Alb eine idealtypische lokale Herrschaftsbildung einer dem edelfreien Stand zugehörigen Adelsfamilie fassen, die in der Forschung bislang nur wenig beachtet wurde. Die spezifische RessourcenKultur dieser Familie prägte die Tallandschaft des oberen Echaztals und dessen nähere Umgebung von der zweiten Hälfte des 12. bis zum frühen 14. Jahrhundert tiefgreifend. Ein besonderes Defizit stellt bislang jedoch die detailliertere Untersuchung der RessourcenKomplexe im Umfeld der einzelnen Burg- und Klosteranlagen dar und ebenso die Überprüfung der von Seiten der Lokalforschung formulierten These eines bewusst konzipierten Greifensteiner Burgensystems.
Schematische Darstellung des RessourcenGefüges im Echaztal, dem Kernraum der ehemaligen Herrschaft Greifenstein
Die lokale Überlieferung bringt die Greifensteiner außerdem in einen unmittelbaren Zusammenhang mit einer Klosteranlage unbekannter Art und Ordenszugehörigkeit, die – möglicherweise im Sinne einer „Eigenkloster“-Gründung – im Zentrum der Greifensteiner Burgengruppe liegt. Durch Voruntersuchungen am Ende der zweiten Förderphase des SFB 1070 konnte der Klosterstandort eindeutig am „Brudersteig“ lokalisiert werden. Basierend auf der spärlichen bislang bekannten schriftlichen Überlieferung des frühen 16. Jahrhunderts, die möglicherweise lediglich eine Spät- oder Nachnutzung anzeigt, wurde die Anlage meist als unbedeutende Waldklause eingeschätzt. Geophysikalische Untersuchungen in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, erste archäologische Sondagen im August 2020 und eine Durchsicht von Lese- und Altfunden weisen allerdings auf einen beachtlichen Steinbaubestand, eine gehobene Ausstattung (massive Umfassungsmauer, Kachelöfen, Ziegeldeckung, Plattenböden, Fensterglas) und Fundmaterial bereits des 13./14. Jahrhunderts hin. Auf materieller Ebene beleuchtet insbesondere die spätmittelalterliche Ofen- und Gefäßkeramik lokale Netzwerke und eng verknüpfte RessourcenKulturen von Kloster und benachbarten Burgen. Mehrfach erschließbare Wechselwirkungen der Greifensteiner Familie mit dem lokalen Adel und verschiedenen Klöstern, u. a. Blaubeuren und dem durch die Tübinger Pfalzgrafen gegründeten Bebenhausen, lassen außerdem ein dicht gespanntes regionales Beziehungsgefüge erkennen.
Nach einer Blütezeit in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint die Herrschaft Greifenstein zunehmend in Konflikt mit der aufstrebenden Reichsstadt Reutlingen gekommen zu sein. Zentraler Bestandteil der Auseinandersetzungen jener Zeit dürfte die Kontrolle der durch das Tal auf die Albhochfläche führenden Verkehrswege gewesen zu sein – darunter wohl auch ein Teilstück jener in den Schriftquellen Ende des 12. Jahrhunderts erwähnten via rhenia, durch die sich auf infrastruktureller Ebene eine direkte Verbindung zur Klostergründung im nicht weit entfernten Bebenhausen und der Stifterfamilie der Tübinger Pfalzgrafen ergibt. Darüber hinaus lassen sich im Pfullingen des 13. Jahrhunderts auffällig stadtähnliche Strukturen und nicht zuletzt aus späteren Quellen umfangreiche Greifensteiner Rechte und Besitzungen nachweisen, in deren Zusammenhang auch nach der Stellung des um die Jahrhundertmitte erbauten Klarissenklosters Pfullingen zu fragen ist, zu dessen potentiellen Stiftern die Greifensteiner gerechnet werden müssen. Es wurde bislang kaum thematisiert, welche Rolle der Greifensteiner Zugriff auf Pfullingen, die Konkurrenz zwischen Pfullingen und Reutlingen und die Auseinandersetzung zwischen Reutlingen und den Greifensteinern gespielt hat. Infolge der Zerstörung der Greifensteiner Burgen vor dem Hintergrund des Reichskriegs 1311 durch die Stadt Reutlingen lässt sich schließlich der einsetzende Niedergang dieser Adelsherrschaft und die einsetzende Transformation ihres ehemaligen RessourcenGefüges verfolgen.
Fragestellungen und Ziele des Forschungsprojekts sind die Datierung und funktionale Ansprache der verschiedenen Elemente des Greifensteiner RessourcenKomplexes im Echaztal. Daran schließt sich die Frage an, welche spezifische Rolle die verschiedenen Burgen und Klöster (innerhalb und außerhalb des Herrschaftsgebietes) im untersuchten Kleinraum im Rahmen der adeligen RessourcenKultur, Identitäts- und Herrschaftsbildung gespielt haben und wie die Einzelelemente durch Wegenetze und Sichtverbindungen physisch miteinander verbunden waren. Darüber hinaus wird zu klären sein, inwieweit spezifische Ressourcen – wie etwa Wasser – auch auf einer symbolisch-immateriellen Ebene wirkmächtig waren. Diese Frage stellt sich vor allem für die klerikale Niederlassung am Brudersteig, wo nach aktuellem Forschungsstand vier permanent schüttende Quellen im Klosterareal entspringen, wodurch sich neben einer grundsätzlichen Gunstlage des Platzes auch Analogien zu dem während des Mittelalters geläufigen Motiv der vier Paradiesflüsse aufdrängen. Zugleich stellt sich die Frage nach der Rolle des Klosterstandorts innerhalb einer gestalteten Adelslandschaft als RessourcenKomplex und einer möglicherweise zielgerichteten Sakralisierung der Landschaft durch die Stifterfamilien. Die Frage der Nachnutzung jener Anlage infolge des Niedergangs der Greifensteiner Herrschaft lenkt den Blick schließlich auf die Transformation des lokalen RessourcenGefüges. Die Zerstörung und teilweise vollständige Schleifung der meisten Greifensteiner Burgen 1311 wirft darüber hinaus die Frage auf, inwieweit hier bewusst materielle Symbole von RessourcenKultur und Herrschaft und damit auch der Identität der Familie beseitigt werden sollten, um den Aneignungsprozess zu unterstützen. Dabei ist nicht zuletzt auch der Frage nachzugehen, wie mit den sakralen Elementen der Herrschaft – insbesondere der Klosterwüstung am Brudersteig – umgegangen wurde.
Auf regionaler Ebene wird außerdem Fragen nach Gemeinsamkeiten, Unterschieden und wechselseitigen Beeinflussungen vergleichbarer Klosteranlagen nachzugehen sein. Eine Schlüsselrolle könnte hier das nur 6 km entfernte, Anfang des 13. Jahrhunderts im Umfeld des Stammsitzes der Grafen von Urach gegründete Zisterzienserkloster ad lapidem, heute besser bekannt als Güterstein, nahe der Burg Hohenurach gespielt haben. Beide Klosterstandorte zeigen so auffällige topographische, naturräumliche und wohl auch bauliche Gemeinsamkeiten, dass sich die Frage nach den Beweggründen der jeweiligen Gründerfamilien in Bezug auf Standortwahl und Ressourcennutzung geradezu aufdrängt.
Am Beispiel der Ressource Wasser, die nicht nur bei diesen beiden Klöstern eine zentrale Rolle gespielt zu haben scheint, soll schließlich ein Blick auf die mit diesen Gründungen in Zusammenhang stehende Ressourcennutzung in ihrer Gesamtheit geworfen werden. Ausgehend von dem Gründungsbericht des Klosters Zwiefalten, welcher die zentrale Bedeutung des Wassers, aber auch anderer materieller und immaterieller Ressourcen erkennen lässt, sollen Aspekte der Standortwahl verschiedener Gründungen zwischen Gunst- und Ungunstlagen aufgezeigt werden. Dabei sind neben naturräumlich-materiellen Faktoren auch herrschaftlich-rechtliche und religiöse Einflüsse zu berücksichtigen. Mit dem bereits in der ersten Förderphase des SFB bearbeiteten Kloster Zwiefalten lässt sich nicht nur ein gänzlich anderer Klostertypus (frühere Zeitstellung, weit entfernt von der Stammburg der Klostergründer) in Hinblick etwa auf eine jeweilige Ressourcennutzung vergleichend auswerten, sondern es können ggf. auch unter Berücksichtigung der Gründungsfaktoren längerfristige Entwicklungsformen im Sinne „unterbrochener Entwicklungen“ verfolgt werden. Solche liegen mit Blick auf Zwiefalten mit dem Aussterben der Achalmgrafen nach nur zwei Generationen Ende des 11. Jahrhunderts vor, lassen sich in Bezug auf Güterstein mit dem Niedergang beziehungsweise der zunehmend einsetzenden Herrschaftsverlagerung der Grafen von Urach in den Schwarzwald und auf die Baar während der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts beobachten und setzten vermutlich in vergleichbarer Weise im Falle der Herren von Greifenstein zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein. Die Auswirkungen auf die jeweiligen Klostergründungen und RessourcenGefüge scheinen dabei jedoch sehr unterschiedlich ausgefallen zu sein und reichten vom schnellen Niedergang, über die spätere Neubesetzung bis zu einer weitegehend ungestört verlaufenden und langfristig prosperierenden Entwicklung.